Inhaltsverzeichnis
Hochpreisiger Einstieg in Servicerobotik
Rang Rockrobo mit dem Xiaomi Mi Vacuum Robot im ausgehenden Geschäftsjahr 2016 noch unter Flagge des Finanziers Xiaomi Tech um Lorbeeren und Marktanteile im Robotik-Segment, zeigt sich zum Zeitpunkt des Erscheinens dieses Testberichtes ein gänzlich anderes Bild. Das einstige Startup konsolidierte über die vergangenen Jahre sukzessiv das eigene Profil, offenbarte mit kleineren Evolutionen des eigenen Produktportfolios einen zeitweise hohen Grad an Innovation. Roboter wie der Roborock S5 oder dessen Sukzessor Roborock S6 mutierten zu echten Verkaufsschlagern. Mit hohem Eifer erschloss das noch junge chinesische Unternehmen neue Märkte wie Europa oder die USA. Wertige Produkte, moderate Preise, Aktivität auf großen Onlineshop- und sozialen Plattformen sowie eine überaus stark ausdifferenzierte Modellpalette brachten ein hohes Wachstum ein. Zwischenzeitlich erregten Update-Debakel wie die Ankündigung, älteren Modellen (beispielsweise Roborock S5) den Zugang zur aktualisierten Kartenverwaltung mit Einzelraumreinigung zu verwehren, die allgemeine Aufmerksamkeit. Dies änderte an dem Gebaren, unablässig mittels durch kleine Modifikationen stets aktualisierten Produkten um die assoziierte Käuferschaft zu buhlen, nichts. Mittlerweile zählt Rockrobo nicht weniger als 10 Modelle zum eigenen Sortiment, Tendenz steigend. Das neueste Kombinationsmodell aus Wisch- und Saugroboter namens Roborock S6 MaxV bietet mit vibrierender Tuchhalterung und visueller Erkennung möglicher Hindernisse über Stereokamera alles, was das Herz vieler Liebhaber eines Serviceroboters begehren dürfte, einschließlich etwaiger Sorgen um die sensiblen Daten.
Dagegen wirkt der Roborock S4 wie aus einer anderen Zeit, reduziert auf das Wesentliche, auf das Minimum an notwendigen Funktionen: Kein Wischen, nur Saugen, Objekterkennung über LIDAR und bei Berührung, überarbeitete Bürsten, abwaschbarer Filter der zweiten Generation. Nicht weniger Vielfalt bieten Erzeugnisse der Mitbewerber, vergleicht man die aktualisierte, auf der Plattform des Xiaomi Mi Vacuum Robot basierende und im neuen Gewandt angepriesene Version Roborock S4 mit Reingungslösungen der einheimisch chinesischen Konkurrenz. Im Beschneiden auf einen reinen Saugbetrieb geht Rockrobo mit dem S4 derweil einen Sonderweg. Im Marktsegment zwischen 200 und 350 Euro bietet die überwiegende Mehrheit der beworbenen Geräte zumindest eine Option zum Wischen an. Hinzu kommt, dass der kleinste Sprössling der Pekinger ca. ein Jahr (Ankündigung des Rockrobo T4 alias S4 im Mai 2019) nach Erscheinen für stolze 400 Euro angepriesen wird, exklusiv über einen Onlineshop erhältlich. Folglich büßt das neue Einsteigermodell als Sukzessor des so erfolgreichen Urmodells bereits hinsichtlich der technischen Daten an Sympathiewerten ein. Ob der S4 am Ende doch brilliert und zum Erwerb animieren kann, klärt der folgenden Testbericht.
Überblick
Im Folgenden wird der Staubsaugerroboter hinsichtlich seiner Stärken und Schwächen Schritt für Schritt analysiert und beschrieben. Diese Einschätzungen wurden unter dem Gebot der Objektivität verfasst, enthalten möglicherweise zudem subjektive Eindrücke. Des Weiteren beziehen sich diese Erfahrungswerte auf lediglich ein Exemplar des Modells, welches ich im November 2019 käuflich erwarb. Meine Erfahrungen basieren ausschließlich auf dem Betrieb eines Testgeräts im eigenen Haushalt, welcher sich in Größe, Ausstattung, Wahl des Bodenbelags, der Raumaufteilung usw. mitunter stark von dem anderer sicher unterscheidet. Dies gilt es beim Lesen der nächsten Abschnitte unbedingt zu bedenken. Die Testphase, die diesem Bericht zugrunde liegt, verlief über etwas mehr als ein halbes Jahr der intensiven Nutzung des Roboters.
Bestellung und Versand
Europas Nr. 1 in Sachen Onlinehandel bietet den Roborock S4 derzeit exklusiv an. Darüber hinaus besteht keine Möglichkeit, ein Exemplar über Alternativen zu erwerben. Grundsätzlich bestünde ferner die Option, chinesische Händler-Plattformen näher in Betracht zu ziehen. Zum einen sucht man den Roboter dort vergebens. Zum anderen greifen noch immer umfassende Geo-Blocking-Maßnahmen, die einen Betrieb hierzulande erschweren dürften. Rockrobo ersucht mit dieser Methode, den Erwerb des günstigeren T-Modells über asiatische Shops zu unterbinden. Stattdessen möchte man ausschließlich für Europa vorgesehene Produktionsbestände auf dem innereuropäischen Markt vertreiben. Im Hinblick auf jene aus einer solchen Bestellung resultierenden möglichen Nachteile beispielsweise bei Defekt des eigenen Exemplars ist das auch für den bzw. die KundIn sicher keine allzu schlechte Variante.
Verpackung und Lieferung
Rockrobos Erzeugnisse treffen in aller Regeln in einer erschütterungssicher verpackten Kartonage ein, ohne Schäden und Beeinträchtigungen. So auch in meinem Fall. Im Lieferumfang enthalten waren die folgenden Bestandteile: Roboter, Haupt- und Seitenbürste, Basis, Stromkabel, 2 Hepa-Filter der Klasse E11, Schmutzbehälter, Service-Werkzeug (Kamm), Bedienungsanleitung. Die Einrichtung gelang wie gewohnt in wenigen Minuten. Nach einer kurzen Aufladung und der Einbindung in das eigene Netzwerk stand der Roborock S4 bereit für seinen ersten Reinigungseinsatz.
Optik & Haptik
Ganz in Schwarz gehalten ist das kleineste Modell des Konzerns. Äußerlich gibt es keinerlei Zweifel an der erhabenen Fertigungsqualität des Roboters. Ein sympathisches Gimmick stellt der teiltransparente Bereich der Wartungsklappe just über der Filterposition dar. Bei genauerem Blick ließe sich so von oben gar der Füllstand des Behälters erahnen. Wäre da nicht die Tatsache, dass dem Behälter im Inneren eine Beleuchtung fehlt, um dies zufriedenstellend zu bewerkstelligen. So bleibt das Design-Element schlussendlich ein solches ohne wirklichen Nutzwert. Mangels Durchblick bleibt einzig der Weg über das Öffnen der Wartungsklappe. Alles andere ist ebenso stabil, verlässlich und bedienfreundlich ausgelegt wie eh und je. Der S4 wirkt gefällig, seine Farbgebung erhöht jedoch die Sichtbarkeit von Verschmutzungen, die sich auf dem Gerät selbst niederlassen. Ein glänzendes Finish mag für das Auge vorteilhaft sein, für die Pflege hingegen ist es dies nicht. In Sachen Handhabung gibt sich das Einsteigergerät keinerlei Blöße: Leicht zugängliche und weit öffnende Wartungsklappe, zuverlässiges Service-Werkzeug zur Entfernung von Restschmutz an Sensoren sowie Haaren und Fasern an den beiden Bürsten, robuster Schmutzbehälter identisch mit jenem aus dem Xiaomi Mi Vacuum Robot 1S, fest sitzender Hepa-Feinfilter, hervorragend abdichtende Gummi- und Dichtbänder an Saugschachtauslass, Schmutzbehälterein- und Filterauslass, einfache Bürstenentnahme, optimierte Hauptbürste (teildemontierbar), borstenlose überarbeitete Seitenbürste mit fünf statt vier Armen. Ein-Aus- und Rückkehr-zur-Basis-Taste sind gut zu erreichen, der Status des Geräts ist über die integrierten LEDs auch aus größerer Entfernung ersichtlich. Das LDS-Gehäuse wirkt ebenso stabil wie seine Vorgänger, verfügt jedoch nicht wie beispielsweise der Roborock S6 oder auch der Roborock S5 über Sensoren zur Kontakterkennung. Bei Unterfahren des eigenen Mobiliars dürften dennoch kaum Schäden am Gerät zu befürchten sein. Der Schmutzbehälter ist transparent gehalten und groß genug für ein ganzes Stockwerk.
Schmutzbehälter
Das transparente Gefäß besteht aus gewohnt dickwandigem, durchsichtigem Polymer. Umlaufende Dichtungen im Bereich des Saugschachtüberganges sowie vor und hinter dem Filterelement tragen Sorge für einen störungsfreien Betrieb. Zu keiner Zeit drangen kleinere oder größere Schmutzpartikel in das Innere des Roboters ein. Nichtsdestoweniger sollten auch BesitzerInnen eines Roborock S4 jederzeit Achtsamkeit im Hinblick auf den Füllstand des Gefäßes walten lassen. Ist dieses voll, verteilt der Einsteiger nur teilweise aufgenommenes Material munter auf Laminat, Parkett oder Fliesen. Nach dem Entleeren ist ein Kontrollblick in den Bereich unterhalb desselben empfehlenswert. Mithilfe eines handelsüblichen Staubsaugers lässt sich der 420 Milliliter fassende Behälter nach einer Entnahme über die große Zugangsklappe einfach aussagen. Durch die hohe Saugleistung wird im Gefäß befindlicher Schmutz zuverlässig komprimiert. Der Hepa-Filter sorgt für ein erfolgreiches Zurückhalten selbst feinster Partikel. Die lediglich 420 Milliliter Platz macht der Roborock S4 in Teilen durch die hohe Gebläseleistung wett. So braucht sich der Roboter hinsichtlich seiner Reinigungsleistung nicht vor anderen verstecken. Ein Tragegriff zum Transport des Gefäßes existiert auch beim kleinsten aus dem Rockrobo-Portfolio nicht.
Pflege und Wartung
Roborock-Roboter gelten als besonders wartungsfreundlich, insbesondere Modelle mit neu konzipierter Haupt- und Seitenbürste. Alles ist gut zugänglich, Verschlüsse öffnen zuverlässig, Komponenten lassen sich einfach entnehmen, weisen zudem eine gute Verarbeitung auf. Die robusten Polymere des S4 zeigen dahingehend keine Schwächen. Einzig der Umstand, dass die glänzend schwarze Oberfläche der Geräteoberseite Staub nicht nur erfolgreich anzuziehen, sondern auch visuell zu betonen scheint, stört bei längerer Nutzung. Hier hätte ich mir eine Materialgebung gewünscht, die weniger aufdringlich, dafür staubresistenter wirkt.
Etwaige Arbeiten zur Reinigung der Bürsten, Sensoren, des LIDARs oder auch der Radantriebe gehen beim Roborock S4 leicht von der Hand. Das mitgelieferte Service-Werkzeug leistet sich keine Schwächen. Haar- und Faserreste lassen sich gut entfernen, über die Borsten auch feiner Schmutz entsorgen. Ein Aufkommen vieler langer Haare potenziert die Möglichkeit, dass sich diese um die Achse oder die Lagerschalen der Hauptbürste legen. Rockrobos neuer Bürstenentwurf erlaubt hier jedoch die Entnahme der beiden Lagerschalenenden und somit ein benutzerfreundliches Warten der Hauptbürste. Ein intervallisches Kontrollieren ist dennoch sinnvoll. Der Filter lässt sich unter fließend Wasser reinigen.
Hardware und Software
Verschiedene Standard-Sensoren vereinigt Rockrobo in seinem Modell S4, darunter ein expliziter Wandverfolgungssensor, Bumpersensoren zur Hinderniserkennung, ein LIDAR-Modul zur Umfelderfassung, eine Behältererkennung, Gyroskop, Kompass usw. Der Einsatz eines bürstenlosen Nidec-Motors im Bereich des Gebläses sorgt wie bereits bei allen Vorgängern für einen reibungslosen Betrieb. Allzu viel leiser als das Urmodell, der Xiaomi Mi Vacuum Robot zeigt sich der S4 bei höchster Gebläseleistung hingegen nicht. Etwaige Anstrengungen zur Geräuschminimierung spendierte der Hersteller primär den Flaggschiffen Roborock S6, Roborock S5 Max oder Roborock S6 MaxV. Obgleich man hier von wenigen Dezibel Unterschied spricht. Im alltäglichen Betrieb ergeben sich durch derartig geringe Toleranzen kaum Verschlechterungen bzw. Verbesserungen. Dennoch darf der Kleine durchaus zur Gruppe der Leisetreter gezählt werden. Denn selbst im Einstiegsmodell setzte der Konzern verschiedene Maßnahmen zur Emmissionsreduzierung des höchst effizienten Gebläses zielführend um. Zum Einsatz kommt ferner der gleiche Hauptprozessor, welcher übergreifend mit Ausnahme des Xiaomi Mi Vacuum Robot 1S in allen LDS-navigationsgestützten Modellen von Roborock seitjeher Berechnungen durchführt. Überhaupt wird bei näherem Blick auf das Mainboard deutlich, dass es sich hierbei um das des Urmodells Xiaomi Mi Vacuum Robot mit geringfügisten Änderungen zu handeln scheint. Der 32-bittige Allwinner R16 ARM Quad-Core Prozessor ist auch vier Jahre später immer noch potent genug für sämtliche Kartenverwaltungs- und Navigationsaufgaben. In Sachen Rechenleistung besteht daher kein Grund zur Sorge.
Grundsätzliches
Die Höhe des Roboters beträgt roborock-typische 9,65 cm, der Durchmesser ca. 35 Zentimeter. Damit ist der S4 nicht höher als die Konkurrenz, jedoch niedriger als das ein oder andere Flaggschiff direkter Mitbewerber. Gerade hinsichtlich der Unterfahrhöhe machen sich die eingesparten Millimeter in manchem Haushalt bei Kontakt mit Kommoden, Vitrinen oder Sitzmobiliar schnell bezahlt – vor allem in Anbetracht des fehlenden LDS-Sensors zur Hinderniserkennung. Die Akkukapazität des Roborock S4 befindet sich unverändert bei 5200 mAh. Lediglich der Roborock C1 und E2 erhielten kleinere Akkupacks mit halbierten 2600 mAh, obgleich zumindest diese Einschränkung nicht zwingend in eine geringere Gesamtflächenleistung bei den genannten Modellen mündet. Laut Rockrobo arbeitet das kleinste Modell bis zu 150 Minuten in der zweitniedrigsten Gebläsestufe auf bis zu 250 Quadratmetern. Bestätigen kann ich in meinem Haushalt ca. 100 Minuten in der vierten und höchsten Stufe Max. In der Realität hängen derartige Angaben von zahlreichen Faktoren wie Anzahl und Beschaffenheit des zu umfahrenden Mobiliars, Menge und Art textiler Bodenbeläge, Raumanzahl usw. ab. Bei Netztrennung verbleibt der S4 an seiner Basis, lädt nach Wiederkehr der Stromversorgung automatisch weiter. Wird er gegen eigenen Willen abgedockt durch Berührung, sucht er eigenständig nach der Ladestation, um zu ihr zurück zu kehren und weiter zu laden. Fehler im Betrieb meldet der Roboter einerseits über die Sprachausgabe und LEDs am Gerät, andererseits über die App an den bzw. die BenutzerIn. Teppiche erklimmt der Roborock S4 weniger impulsiv und engagiert wie ein Roborock S6 oder S5. Hochflor scheint bei Saugrobotern ohnehin keine gute Wahl. Die Kletterfähigkeiten betreffend sollte dem mittlerweile betagten Spross der Rockrobo-Familie alles so befahr-gerecht wie möglich gestaltet werden. Absätze im Bodenbereich sowie Türschwellen mag der Roboter ebenso wenig wie hohe Teppiche.
Bedienung
Ein- und ausschalten lässt sich der Roboter über den großen, LED-beleuchteten Hauptschalter. Zudem existiert neben der Wifi-Statusanzeige eine kombinierte Hard-Reset- sowie WLAN-Taste unterhalb der Serviceklappe. Die App ermöglicht es, alle gewünschten Einstellungen vorzunehmen. Eine Spot-Reinigung ist entweder über ein längeres Drücken der Rückkehr-zur-Basis-Taste am Roboter selbst oder über die App auslösbar, indem auf Basis einer bestehenden Karte ein Punkt angewählt oder eine Zone eingezeichnet und die nachfolgende Reinigung gestartet wird. Die verschiedenfarbigen LEDs lassen sich innerhalb der App nicht deaktivieren.
Die LED-Anzeige informiert in aktiviertem Zustand über den Status des Roboters: Weiß leuchtend (voll geladen, einsatzbereit), Weiß pulsierend (ladend), Rot leuchtend (niedriger Akkustand), Rot pulsierend (ladend bei niedrigem Akkustand), Rot blinkend (technisches Problem). Die Stimmausgabe ist neben Englisch auf verschiedenen Sprachen, so zum Beispiel auf Italienisch, Spanisch oder Französisch verfügbar, des Weiteren auf Deutsch. Die Qualität der Sprachausgabe wirkt verglichen mit den neuesten Robotern Rockrobos weniger filigran, hochwertig, klar verständlich, eher dumpf, was an dem verbauten rückwärtigen Lautsprecher liegen dürfte. Über Amazons Sprachsteuerungssystem Alexa lässt sich der Roboter auch ohne Bedienung über App und Knöpfe am Gerät hinsichtlich seiner rudimentären Grundfunktionen nutzen.
Navigation
In den ersten Monaten nach Erscheinen des Roboters erfolgten Firmware-Aktualisierungen häufig und mitunter inkl. neuer Funktionen, welche schrittweise nachgerüstet wurden. Mittlerweile erhält mein Gerät jedoch nur noch selten Updates. Dies mag vor allem daran liegen, dass dem Roborock S4 alle versprochenen und in Werbemitteilungen angepriesenen Fähigkeiten unter Verwendung der Version 3.5.8_0358 zwischenzeitlich zu teil wurden. Eine Nachrüstung der hardwareseitig durchaus umsetzbaren, rein ökonomisch eher nicht gewollten Mehrkartenspeicherung scheint aussichtslos, möchte Rockrobo mit höher eingepreisten Modellen auch zukünftig Geld verdienen. Die Xiaomi-Home App als Tausendsassa der mobilen Software-Lösungen ist ferner die am häufigsten und intensivsten gepflegte Anwendung, die ich kenne und besitze. Grund zur Sorge besteht hier eher in der Datensicherheit als in einer unzureichenden Wartung.
Im Hinblick auf die Navigationsfähigkeiten des S4 gelten die folgenden Erkenntnisse: Einteilung der Gesamtfläche in Parzellen, Reinigung Parzelle für Parzelle, Start einer Parzelle durch Abfahren der Ränder, anschließendes Reinigen des Inneren in einzelnen parallelen Bahnen, Umfahren von Hindernissen im Kreisbogen, Anzeige der Fahrtwege innerhalb der App. Werden ein oder mehrere Räume statt einer Gesamtreinigung angewählt, säubert der S4 nacheinander Zimmer für Zimmer, bevor er zum nächsten wechselt. Raumübergreifende Parzellen werden in diesem Betriebsmodus nicht berücksichtigt, stattdessen das Zimmer als eine solche betrachtet und befahren, erst äußerlich am Rand, anschließend im Inneren durch Ziehen paralleler Bahnen.
Schwarze Bodenbeläge bereiten je nach Lichteinfallwinkel, Lichtmenge und Tageszeit Probleme ähnlich anderer Roboter. Ein Einklemmen und Festfahren werden ausschließlich durch den Wandsensor als auch den sensorempfindlichen Bumper wirkungsvoll verhindert. Erkennt der S4 die Unterfahrhöhe eines Objektes nicht zuverlässig, droht tatsächlich ein Steckenbleiben. Dies war jedoch nur äußerst selten zu beobachten und unterschied sich in Art und Häufigkeit nicht maßgeblich von jenem Verhalten anderer Geräte mit LDS-Sensorik. Mein Rudergerät, ganz in mattiertem Schwarz gehalten, wurde so wiederholt zur Falle für den kleinsten Roborock. Ein Befreien war in solchen Situationen nur durch menschliches Eingreifen möglich. Eine Kartierung gelingt auch bei sehr komplexen Haushalten selbst beim ersten Versuch. Hier zeigt Rockrobo den Vorsprung an Entwicklung in Bezug auf den hauseigenen Navigationsalgorithmus, den man über Jahre halten konnte und der auch bei Häufung von Engstellen selten Schwächen zeigt. Neben den üblichen Hindernissen wie Kabeln etc. drohen einzig Türschwellen und Absätze die Arbeit des Roboters wirkungsvoll zu unterbinden.
Saugstufen
Der Roborock S4 verfügt über insgesamt 4 Gebläsestufen (Leise, Balanciert, Turbo, Max). Individuelle Einstellungen bezüglich der Saugleistung in einzelnen Räumen, beispielsweise bei Vorhandensein von Teppich, lassen sich ausschließlich über eine zeitgesteuerte Reinigung konfigurieren, nicht aber individuell in der gespeicherten Karte festlegen. Die Teppicherkennung hilft bei Verwendung einer niedrigen Saugstufe, die Effizienz durch Erhöhung der Gebläseleistung kurz nach Kontakt der Hauptbürste mit dem jeweiligen Objekt zu erhöhen. Dies sorgt für gute Reinigungsergebnisse.
Sensorik
Verschiedene Sensoren sorgen im Roborock S4 für einen reibungslosen Betrieb. Dazu gehören ein Geschwindigkeitssenor, Kompass, mehrere Bumper-Sensoren zur Kollisionsverhinderung bei Kontakt mit Mobiliar, ein 6-Achsen-Gyroskop, der erwähnte Nahbereichssensor zur Wandverfolgung, ein präzises LIDAR zur Umfelderfassung, vier vor den Antrieben des Geräts gelagerte Absturzsensoren sowie eine aktive Erkennung des Schmutzbehälters. Weder begegnete der Roborock S4 seit Inbetriebnahme Möbeln wie Tischen, Stühlen, Sofabeinen oder auch Blumentöpfen auffällig rabiat, noch stieß er häufiger als Schwestermodelle mit Bodenleisten oder offenen Türen zusammen. Hierfür verantwortlich zeichnen neben dem präzise arbeitenden Laser des LDS-Moduls die zahlreichen Sensoren, die einen störungsfreien Betrieb ermöglichen. Letztlich zeichnete wie schon bei den Modellen Xiaomi Mi Vacuum Robot, Xiaomi Mi Vacuum Robot 1S und 360 S7 auch beim Roborock S4 eine Türschwelle mit einer Höhe von knapp über 2 cm im täglichen Einsatz wiederholt verantwortlich für auftretende Probleme. Nach leichten Anpassungen überstieg er diese häufiger, nicht aber regelmäßig zuverlässig. Mitunter ließ er den Raum einfach aus. Ein Verändern der Empfindlichkeit in Bezug auf Kollisionen mit Hindernissen ist innerhalb der App und Firmware nicht vorgesehen. Angesichts der Fertigkeiten im Umgang mit Objekten sowie der Fähigkeit, diese im kleinstmöglichen Radius zu umfahren und so für eine hohe Reinigungseffizienz zu sorgen, ist dies in aller Regel nicht notwendig. Die Basis fand der Roboter bis auf Situationen mit Fehlermeldungen anhand der bestehenden Kartierung als auch des in die Front integrierten Infrarot-Empfängers ein jedes Mal zuverlässig wieder, um zwischen- oder aufzuladen.
Reinigungsleistung
2000 pa stellen Mitte des Jahres 2020 einen guten Mittelwert dar. Zwar existieren mittlerweile zahlreiche Geräte mit höherer Luftfördermenge, die gebotene Reinigungsleistung ist dennoch als gut zu bezeichnen. Hierfür verantwortlich ist neben der überarbeiteten kombinierten Hauptbürste (Lamellen, Borsten) die neuartige Seitenbürste. Erstmals Verwendung fand der erwähnte Nachfolger der vierarmigen borstenbesetzten Seitenbürste beim Modell Roborock S6. Der Neuen gelingt die gründliche Schmutzentfernung selbst bei Kontakt mit Oberflächen. Für einen Quadratmeter Fläche benötigt der S4 knapp eine Minute. Deutlich schneller agiert diesbezüglich nur der Ecovacs Deebot Ozmo 950. In der höchsten Stufe Max ist die Geräuschkulisse als noch hinnehmbar zu bezeichnen. Flusen, Fein- und Grobpartikel gelangen über den schmalen Ansaugschacht sicher in den Schmutzbehälter. Wie bei anderen Saugrobotern auch sollte der Boden frei von Kleidung, Kabeln und Schnüren sein, um einen unterbrechungsfreien Betrieb zu garantieren. Die Reinigungseffizienz offenbart auf freier Fläche wie in Raumecken sowie im Nahbereich von Hindernissen keine Auffälligkeiten.
Kartenverwaltung
Sowohl die Xiaomi-Home Anwendung als auch die Roborock-App erlauben das Speichern verschiedener Karten. Somit gelingt theoretisch ein Betrieb auf mehreren Stockwerken. Allerdings gehen sämtliche Daten verloren, wird eine Karte zugunsten einer anderen ausgewählt. Die nicht aktive verliert alle benutzerseitig vorgenommen Individualisierungen und verschwindet aus der Kartenauswahl, wird eine Karte ausgewählt und hinsichtlich der Raumstruktur und -benennung modifiziert. Folglich ist eine Nutzung des S4 auf zwei Ebenen prinzipiell zwar möglich, ein Einbeziehen der Einzel- und Mehrraumreinigung inkl. Sperrbereichen hingegen nicht. Letztlich dürfte nur ein stringentes Wechseln zwischen zwei Stockwerken zielführend sein, wenn in einem virtuelle Sperrungen nicht benötigt werden. Wird eine neue Ebene nicht als bereits gespeicherte erkannt, wird eine neue Karte angelegt. Für das jeweilige Stockwerk vorgesehene Sperrlinien und/oder Sperrzonen, insofern sie überhaupt vorlagen, werden in diesem Fall nicht in die Berechnungen der Pfade einbezogen. So kann es in Ausnahmefällen vorkommen, dass der Roboter auf erfolgreich kartiertem Gebiet selbst in solche Bereiche vordringt, die für ihn eigentlich tabu sein sollten. Als im Beta-Status befindlich beschreibt der Konzern die eigene Speicherungslösung auch nach über einem Jahr der Entwicklung zumindest bei den größeren Modellen noch immer.
Die Kartenverwaltung bietet die folgenden Optionen: Stockwerk kartieren, mit virtuellen Sperrzonen oder -linien ausstatten, Teilbereiche von einer Reinigung ausnehmen oder explizit säubern, Zimmer zur Einzelreinigung anwählen, kartierte Räume in mehrere Bereiche unterteilen oder mehrere Zimmer in einem zusammenfassen. Hinterlegen lässt sich laut Rockrobo eine Etagen- oder individuelle Karte. Ferner erlaubt die Kartenspeicherung das Benennen von Räumen und Karten, gleichfalls das Löschen ebensolcher.
Beim Vorgang des Kartierens größerer Flächen kann ein Unterteilen und schrittweises Erweitern auf die gesamte Fläche von Vorteil sein und Probleme beim Erstbefahren eines Stockwerks minimieren. Für Timer-Einträge (Bereich , einzelnes Zimmer, mehrere Räume, Gesamtfläche) lässt sich eine Gebläsestufe gezielt festlegen. So kann bspw. die Küche allmorgendlich oder nur an Werktagen unter Verwendung der maximalen Reinigungsleistung gesäubert werden, das Kinderzimmer am Nachmittag jedoch im Modus Balanciert. Selbstverständlich bietet die App zudem die Möglichkeit einer rudimentären Gesamtreinigung an. Des Weiteren lassen sich eine oder mehrere Zonen über eine Viereckform definieren und ein- bis maximal dreimalig hintereinander reinigen.
Akkukapazität
5200 mAh sind für mittlere bis große, sich über eine einzige Etage erstreckende Haushalte ausreichend. Je weitläufiger die Wohnfläche, desto häufiger muss auch der Roborock S4 während eines aktiven Reinigungsprozesses zwischenladen. Dies kostet erheblich Zeit. Mit der gebotenen Kapazität stellte der Hersteller jedoch sicher, dass sein kleinstes Modell Etagen mit über 100 Quadratmetern in einem Rutsch selbst unter Verwendung der höchstmöglichen Effizienz reinigt. Ein vollständiger Ladevorgang von 20 auf 100 Prozent nimmt ca. 5 Stunden in Anspruch. Je nach Gebläsestufe fällt die effektive Reinigungszeit mit mindestens 100 Minuten im Max- und maximal 150 Minuten im Leise-Modus mehr als alltagstauglich aus.
App-Steuerung
Die für Android und iOs verfügbare, in Deutsch, Englisch und weiteren Sprachen gehaltene App des Herstellers sowie die des einstigen Finanziers Xiaomi Tech lassen nur wenige Wünsche offen. Es stehen zahlreiche Optionen zur Konfiguration und Steuerung des eigenen Geräts zur Verfügung: Anlegen, Bearbeiten und Löschen einer Karte, Abrufen und Nutzen einer der maximal zwei gespeicherten Karten, auf Basis einer einzigen Karte Einteilen einer Gesamtfläche in Räume, Benennen, Teilen, Zusammenlegen und/oder Löschen einzelner Raumzuordnungen, Starten, Stoppen oder Pausieren einer automatischen, Bereichs-, Einzel- oder Mehrraumreinigung, Wählen der Saugstufe, Erstellen, Modifizieren und Löschen von virtuellen Barrieren oder Sperrflächen, Konfigurieren zeitgesteuerter Reinigungsprozesse unter Verwendung verschiedener Faktoren wie Räume, Saugstärke, Uhrzeit, Wochentag usw. Einzig hinsichtlich der Mehrkartenspeicherung und Raumeinteilung erlaubt sich Rockrobo noch immer kleinere Patzer. Welchen Weg der Konzern bei der Programmierung seiner Firmware-Versionen für die Vielzahl an Modellen im eigenen Portfolio auch immer gehen wird, andere Hersteller machen mittlerweile zur Genüge vor, wie eine Funktion Mehrkartenspeicherung aussehen kann. Es wäre daher wünschenswert, würden sich die so erfolgreichen Newcomer aus Peking die individuellen Lösungen der Mitbewerber in Sachen Teilung von Räumen in Unterbereiche oder Mehretagen-Kartenspeicherung einmal genauer ansehen. Bei Ecovacs oder iRobot funktioniert dieser Teilbereich der Kartenverwaltung tadellos und geht leicht von der Hand. Im Profil des 360 S7 lassen sich bis zu 10 Karten inkl. aller individuell hinzugefügten Besonderheiten (Virtual Wall usw.) speichern und verfügbar halten für weitere Reinigungseinsätze.
Firmware
Zum Zeitpunkt des Verfassens des Testberichtes verfügt der Roborock S4 über die Firmware-Version 3.5.8_0358. Die letzte Aktualisierung brachte meiner Kenntnis nach keinerlei Funktionserweiterungen mit sich. Mitte Juli 2020, viele Monate nach dem Kauf meines eigenen Exemplars, lässt sich allein anhand des massiven Ausbaus der Produktpalette Rockrobos mehr oder minder ausschließen, dass CEO Richard Chang seinem Einsteigergerät in Sachen Vielfalt nützlicher Fertigkeiten zu Lasten höher eingepreister Saug- und Wischkonzepte aus dem eigenen Hause weitere Upgrades spendieren wird. Der S4 scheint aus- bzw. das Geschäft mit selbigem abgewickelt.
Tipp
Empfehlenswert ist auch beim Roborock S4 eine Einbindung des Roboters in ein separates WLAN, auch als Gast-WLAN oder Gast-Zugang bezeichnet. Die erforderlichen Informationen, um dies zu bewerkstelligen, entnehmen Sie bitte den Konfigurationsseiten Ihres Routers, welchen Sie standardmäßig unter http://192.168.0.1, http://192.168.1.1 oder http://192.168.2.1 über typische Browser erreichen können. Ratsam ist die vorübergehende Freischaltung aller Rechteeinschränkungen im Router, welche das Gast-WLAN betreffen. Auch sollten Sie in diesem Fall alle Filtereinstellungen überprüfen, gegebenenfalls für den Gast-Zugang gesetzte Filter bis nach erfolgreicher Integration Ihres Roboters deaktivieren.
Widrigkeiten
Der Roborock S4 vereint viele positive Merkmale in sich, welche im Fazit im Einzelnen noch einmal aufgeführt werden. Drei mehr oder minder zentrale Aspekte trüben das ansonsten gute Bild des Staubsaugerroboters und sollten vor dem Kauf bedacht werden:
- Steigfähigkeit im Vergleich zu Mitbewerbern minderwertig, dies führt bei Befahren von Absätzen und Türschwellen wiederkehrend zu Problemen im Betrieb
- Kartenverwaltung nicht ausgereift, Fehler im Betrieb möglich, Einsatz auf verschiedenen Etagen nicht ratsam
- Aufladezeit von ca. 5 Stunden erschwert Einsatz auf großen Flächen
Fazit zum Roborock S4
Wer einen zuverlässigen, komfortabel zu bedienenden, intelligent navigierenden und überzeugend reinigenden Staubsaugerroboter sucht, findet im Roborock einen möglichen Kandidaten. Verschiedene positive Merkmale kann dieser in sich vereinen. Für aktuell beachtliche 415 Euro erhält der bzw. die interessierte KäuferIn folgende Leistungen:
- teilautonomer Serviceroboter
- intelligentes und planvoll effizientes Navigieren durch Räume oder ganze Stockwerke
- Lasereinheit zur Raumerfassung und -vermessung
- Betrieb auch bei absoluter Dunkelheit möglich
- vier Saugstufen (Leise, Balanciert, Turbo, Max)
- Betriebsgeräusch auf Augenhöhe mit Rivalen
- wertiges Äußeres, stabile Materialien
- Hinweis-LEDs integriert in Ein-Aus- und Rückkehr zur Basis-Taste an Geräteoberseite informieren über Status des Roboters
- Taste zum Zurücksetzen des gesamten Gerätes bzw. lediglich der WLAN-Verbindung unter Wartungsklappe inkl. Status-LED (Wifi) erleichtert Handhabung
- Erkennung von Hindernissen und Abgründen durch umfangreiche Sensorik
- fehlender Bumpersensor an LDS-Gehäuse
- 4 Absturzsensoren im Bereich vor den Radantrieben
- Ausgrenzen einzelner Bereiche über die Virtual-Wall-Funktion im Saugmodus
- Speicherung von insgesamt 1 Karte inkl. zusätzlicher Informationen wie Raumzuordnung, virtuellen Sperrzonen und -linien möglich
- manuelles Separieren oder Zusammenlegen sowie Benennen von Räumen innerhalb der App
- Einzel- und Mehrraumreinigung, auch zeitgesteuert
- Ausweichen und Umfahren von Gegenständen durch Bumper-, Nahbereichs- und Kollisionssensoren
- überzeugende Reinigungsleistung
- eine flexible, fünfarmige Seitenbürste für ein zuverlässiges Erfassen von Schmutz in Ecken und Engstellen
- je nach Beschaffenheit der zu reinigenden Fläche hohe Geschwindigkeit
- zeitgesteuerte Reinigung inkl. Reinigungshistorie innerhalb der App mit vielfältigen Einstellungsoptionen
- Steuerung durch App
- problemloses Reinigen des mittelgroßen Schmutzbehälters sowie Bürstenwerks aufgrund der simplen, robusten Mechanik
- Hauptbürste teilweise zerlegbar, um Reinigung zu erleichtern
- Filtervlies abwaschbar
- optisch ansprechendes, zeitgemäßes Design und durchdachte Funktionalität
- robustes Gehäuse, gute Haptik
- Endpreis in Anbetracht des Funktionsumfangs zu hoch
- Zubehör in Originalqualität relativ preiswert
Chinas Konkurrenz zu Branchengrößen wie iRobot Corporation oder Neato Robotics wächst und gedeiht. Diese Schlussfolgerung offenbaren die jüngsten Erfolge des Mitbewerbers Ecovacs, stellvertretend mit Musterbeispielen eines Saug- und Wischroboters wie dem Ecovacs Deebot Ozmo 950 oder Ecovacs Deebot Ozmo T8 AIVI. Auch Rockrobo hat einiges zu bieten. Das einstige Startup offeriert mit dem Roborock S4 eine solide Reinigungslösung, die unter anderem mit einer guten Haptik, im Alltag nützlichen Softwarefunktionen sowie hinreichender Effizienz aufwartet. Mitte 2019 hätte ich an dieser Stelle möglicherweise gemutmaßt, dass der S4 ein stimmiges Gesamtpaket für jene InteressentInnen darbietet, welche eine einfach zu bedienende und doch zuverlässige Alternative zu deutlich teureren Geräten von Vorwerk oder iRobot suchen. Mittlerweile präsentieren Unternehmen weltweit quartalsweise evolutionäre Robotik-Konzepte auf Basis früherer Entwicklungsstufen. Proscenic beispielsweise entwickelte seit Erscheinen des Roborock S4 zwei weitere Roboter marktreif. Eines der neuen Topmodelle des taiwanischen Technologiekonzerns, der mittlerweile auch in China unter der Shenzhen Proscenic Technology Co. Ltd. firmiert, erschien zum Beispiel mitsamt einer eigenen Absaugstation, deutlich höherer Saugleistung und Mehrwert in Bezug auf Wassertank, Wischaufsatz, elektronischer Wasserregelung usw. App-Funktionen (Mehrkartenspeicherung usw.). Ecovacs bietet mit der AIVI-Technologie ein Produkt an, das Hindernisse aktiv erkennt, einordnet und entsprechend der gespeicherten Erfahrungswerte behandelt bzw. umfährt. Rockrobo führt mit dem Roborock S6 MaxV indes ein ähnlich konzipiertes Modell im eigenen Sortiment.
Lohnt demzufolge angesichts eines Endkonsumentenpreises von stolzen 415 Euro überhaupt eine nähere Betrachtung eines Roboters ohne Wischfunktion, ohne echte Mehrkartenspeicherung und ohne nützliche Gimmicks wie Absaugstation und/oder Objekterkennung mittels künstlicher Intelligenz? Um diese Frage erfolgreich zu beantworten, ist in erster Linie zu klären, welche Ansprüche hinsichtlich eines neuen Roboters bestehen. Ein expliziter Saugroboter ohne Möglichkeit der Nachrüstung einer Wischfunktion ist für viele Haushalte möglicherweise ausreichend. Insofern sich das Gerät im Hinblick auf das eigentliche Kerngeschäft keine Blöße gibt, eine hohe Reinigungseffizienz mit einer hohen Reinigungsgeschwindigkeit paart und anwenderfreundlich zu bedienen ist, spielt der Preis eine entscheidende Rolle. Ist der Roborock S4 demnach die aufgerufenen 415 Euro wert? Unter Einbeziehung von Faktoren wie nützlichen Funktionen vielleicht, in Anbetracht der verbauten Komponenten möglicherweise. Ergänzt man die bereits genannten Aspekte mit jenen einer hohen Zuverlässigkeit im Betrieb, einer zufriedenstellenden Haptik oder preisgünstigem Zubehör, scheint der Rockrobo in einigen Belangen zu brillieren. An diesem Punkt lohnt ein Blick auf mögliche Alternativen und deren Umfang zusätzlicher Funktionen. Eine tadellose App, eine stabile Firmware oder eine Kartenverwaltung mit Raumerkennung und echter Mehretagenspeicherung bieten Mitbewerber zu ähnlichen Preisen an.
Für NutzerInnen, die im alltäglichen Umgang mit Rockrobo-Geräten vertraut sind, mag der Roborock S4 eine Option sein. Aus dem eigenen Hause entstammen jedoch gleichfalls Roboter wie der Roborock S5 Max oder der Roborock S6 und Roborock S6 Pure, die je nach Angebotslage nur unwesentlich teurer sind und letztlich vielleicht die bessere Wahl bedeuten. Für alle anderen könnte der Ecovacs Deebot Ozmo 950 eine willkommene Alternative darstellen. Selbst der Proscenic M7 Pro mit Absaugstation wird aktuell für weniger als 400 Euro auf verschiedenen Onlineshops feil geboten. Rockrobo bewegt sich mit dem reinrassigen Saugroboter S4 in einem der am aggressivsten umkämpften Marktsegmente. Benötigt man nicht zwingend eine Option zur Feuchtreinigung, so spielen hier eine ganze Reihe an Produkten eine mitunter gewichtige Rolle bei Auswahl und finaler Entscheidung. Reinigungseffizienz, Produktivität und Hardware entsprechen zwar auch beim S4 gehobenem Mittelmaß. In anderen Belangen hat der Kleinste gegenüber Konkurrenzprodukten indes das Nachsehen, vor allem bei einem solchen Endkonsumentenpreis. Aus den Erfahrungen hinsichtlich der Reinigungsergebnisse ergibt sich abschließend ein positives Bild. Betören kann der Roborock S4 dennoch einzig hinsichtlich seiner Reinigungsleistung. Die im Alltag hilfreiche Einzel- und Mehrraumreinigung, ist trotz Beta-Status gebrauchsfähig. Zudem gefällt die simple Handhabung der Kartenverwaltung. Räume sind nach der Kartierung schnell eingeteilt, virtuelle Sperrzonen und -linien eingezeichnet.
Allerdings muss bedacht werden, dass bei Wechsel von einer zur anderen der beiden Karten alle individuell hinzugefügten Informationen, welche virtuelle Sperrbereiche genauso wie Raumnamen etc. umfassen, verloren gehen. Ein Hin und Her zwischen Stockwerken bei Notwendigkeit von Einschränkungen ist daher nur unter Einschränkungen möglich und im Alltag kaum eine Option. Beispielsweise müssten Ausgrenzungen nach dem manuellen Kartenwechsel in der App stets erneut hergestellt werden. Das bekommen andere Hersteller bei nahezu gleichteuren Produkten besser gelöst.
Der Umstand, dass sich mein Exemplar häufiger als erträglich auf Türschwellen und Absätzen fest fuhr, legt eine maßgebliche Schwachstelle offen, die im Alltag entweder für das Auslassen von Teilbereichen des eigenen Wohnraumes sorgt oder für ein stetiges Unterbrechen des Reinigungsbetriebes. In beiden Fällen ist ein nachfolgendes Eingreifen notwendig und genau dieser Punkt gestaltet sich angesichts der Alternativen wenig zufriedenstellend. Ein Saugroboter soll saugen und zwar überall dort, wo dies erwünscht ist. Setzt man ein solches Gerät im Alltag ein, so soll dieses selbigen erleichtern, nicht durch das Erfordernis der steten Kontrolle das haushaltliche Tagesgeschäft erschweren. Betrachte ich die gesamte zurückliegende Zeit von ca. siebeneinhalb Monaten, in der ich den Roboter besaß und wiederkehrend, teils intensiv und täglich nutzte, so bleibt bei all den positiven Aspekten abschließend ein fader Beigeschmack. 415 Euro wäre mir das Erlebnis des Roborock S4 keinesfalls wert. Bei 300 Euro erreichte das Modell eine Preisgrenze, die mich zumindest in Erwägung ziehen lassen würde, ein weiteres Exemplar käuflich zu erwerben. Mittlerweile existieren einfach zu viele gute und wertige Alternativen zum Kleinsten Rockrobos. Keine Frage, der S4 ist ein grundsolides Gerät, eine erfolgreiche optische, nicht aber hardwareseitige Evolution des Urmodells Xiaomi Mi Vacuum Robot. Zudem ist der Entwurf ein Beleg für die teils krude Produkt-Update-Politik des Unternehmens. Eines jedoch war der Roborock S4 bereits Markteinführung nicht und wird es demzufolge auch nie sein, ein Sieger.
Das Produkt nutzt die Hard- und Software-Basis Rockrobos, auf deren Grundlage neben dem S4 alle weiteren LDS-navigierenden Konzeptionen entstanden. Selbst die Topmodelle Roborock S5 Max und Roborock S6 beruhen auf derselben Hardware-Plattform. Ist man sich dessen erst einmal gewahr geworden, wird umso offensichtlicher, wie undurchsichtig Rockrobos Modellpolitik ist. Statt marktreife Roboter über Jahre zu pflegen und nur Modelle ins Programm aufzunehmen, die echten Mehrwert und eine evolutionäre Weiterentwicklung bestehender Roboterlösungen bedeuten, präsentieren die Pekinger Quartal für Quartal neue Entwürfe, die letztlich nur über kleinere Änderungen verfügen, im neuen Gewand um die zahlungskräftige Käuferschaft werben. Ältere, selbst erfolgreiche Produkte, die in hohen Stückzahlen veräußert wurden, erhalten mitunter keine Funktionsupdates, zum Schutz von Bestands- und neuerlicher Flaggschiffmodelle. So strebsam und umtriebig das einstige Startup und heutige chinesische High-Tech-Unternehmen auch sein mag, letzten Endes kann die Konzeption Roborock S4 nicht oder nur unzureichend überzeugen.