Auslassen bestimmter Bereiche im eigenen Haushalt, wiederholte Fehlermeldungen hinsichtlich der Funktion der Hauptbürste, Seitenbürste, des Gebläses oder des LDS-Moduls, Verlust einer gespeicherten Karte samt aller eingezeichneten Sperrzonen und -linien, stetiges Anlegen neuer Karten trotz aktivierter Kartenspeicherung, Überreaktion der Absturzsensoren auf dunklen, aber nicht schwarzen Flächen – die Zahl der Fehlertypen, welche die neue Firmware-Version 3.3.9_001864 in ganz unterschiedlich gehaltenen Haushalten bei einer Vielzahl an betroffenen BesitzerInnen eines Roborock S5 erzeugt, offenbart die bereits seit längerem gärende Update-Problematik des Herstellers Rockrobo. Alle Infos rund um dieses Thema finden Sie im folgenden Beitrag.
Schubladendenken, Substantiv, Neutrum, ein Wort, dessen Gebrauch umgangssprachlich abwertend ist und dessen Bedeutung sich in den Worten widerspiegelt: an starren Kategorien orientierte, undifferenzierte, engstirnige Denkweise. Interessanterweise verfügen die Schweizer in ihrer eigenen Sprache des Schweizer Hochdeutsch über ein Verbäquivalent, schubladisieren. Wer schubladisiert, der möchte sich laut Bedeutungserläuterung nicht weiter mit etwas befassen. Schubladisiert werden können gemäß Duden Pläne oder Reformen, vielleicht auch Werte wie Verlässlichkeit, Sicherheit? Jedenfalls gilt noch immer für viele: Kennt man eines, kennt man alle. Windowsupdates natürlich. Denn diese haben in der Vergangenheit für reichlich Diskussionsstoff gesorgt. Kämpften zahlreiche NutzerInnen nach erfolgreicher Aktualisierung mit dem Verlust teils sensibler Daten, traf andere ein hartnäckiges Netzwerkproblem. Jüngst offenbarten erneute Kompatibilitätsprobleme nach Ausrollen eines Updates für das Betriebssystem Windows 10, welch schwerwiegende Folgen ein unbedachtes Aktualisieren haben kann. Fehler wie Unzulänglichkeiten bei der Einstellung der Bildschirmhelligkeit, Tonprobleme, Verbindungsabbrüche bei Einsatz von Bluetooth oder auch ein zu hoher Akkuverbrauch waren bei vielen BesitzerInnen eines Windows-Computers fortan an der Tagesordnung. Ärgerlich, erhofft man sich durch ein Update doch eine Funktionserweiterung, Stabilisierung des gesamten Systems, Optimierung der Sicherheit. Dass unbedachtes Aktualisieren mitunter erhebliche Einschränkungen der Gerätenutzung mit sich bringt, mussten nun auch EignerInnen eines Roborock S5 Staubsaugerroboters leidvoll erfahren.
Inhaltsverzeichnis
Problembehaftete Firmware-Updates
Mit der Firmware-Version 3.3.9_001864 erhofften sich die Entwickler des chinesischen Robotik-Konzerns Verbesserungen hinsichtlich einer ganzen Reihe an Funktionen ihres Roboters:
- Optimierung der Umfelderfassungsgenauigkeit des Laser-Distanz-Sensors hinsichtlich der Kartendarstellung
- Optimierung des Verhaltens im Prozess des Zwischen- oder Aufladens
- Optimierung des Navigationsalgorithmus in Bezug auf das Verhalten unter Möbeln, im Nahbereich von Vorhängen
- Beseitigung bekannter Probleme im Betrieb zur Erhöhung des Nutzererlebnisses.
Die freudige Botschaft einer neuen Firmwareaktualisierung wurde von vielen NutzerInnen eines Roborock S5 dankend aufgenommen. Über Facebook befördert das Unternehmen seit einigen Monaten auf Bitten der Käuferschaft die Preisgabe aller Änderungen und Neuerungen einer Firmware-Aktualisierung, auch Release notes genannt, um Interessierte über den Mehrwert der neuen Software zumindest in Auszügen zu informieren. Somit erscheinen zu jeder neuen Version kleinere Hinweise, die den oder die BesitzerIn des jeweils passenden Modells dazu nötigen, darüber nachzudenken, ob sich ein Update lohnt oder auch nicht. Genau an diesem Punkt zahlt sich für jene Hersteller von Elektronikprodukten, welche eines wiederkehrenden Firmware-Updates bedürfen, das von Seiten der KäuferInnen entgegengebrachte Gefühl von Vertrauen und Verlässlichkeit häufig aus. Frei nach dem Motto, Rockrobos Entwicklerteam wisse, was es tue, vollführte die Mehrheit der Betroffenen die neueste Aktualisierung an ihrem eigenen Gerät, statt einzelne Rückmeldungen seitens Mutiger hinsichtlich möglicher im Alltagsbetrieb des Roboters beobachteter Probleme abzuwarten. Völlig verständlich, denn der Konzern fordert gar zur steten Installation auf:
As for the new users, we recommend you upgrade firmware to the latest version.
Im Anschluss an die Verbreitung der Firmware-Version 3.3.9_001864 beispielsweise meldeten sich BesitzerInnen eines Roborock S5 mit ganz unterschiedlichen Fehlerschwerpunkten.
- Empfindlichkeit der Absturzsensoren zu hoch: Der Roboter verweigere das Befahren selbst niedrigfloriger Teppiche, die er zuvor rückstandslos gereinigt habe.
- Verschlechterung der Hinderniserkennung durch LDS-Modul: Es komme zu teils ungebremsten Kontakten zwischen Roboter und Mobiliar, welches zuvor zuverlässig erkannt worden sei.
- Meldung Fehler 1: Der Roboter gebe nach dem Update die Fehlermeldung eines defekten LDS-Moduls aus.
- Verlust der WLAN-Verbindung mit Router: Ein Herstellen einer WLAN-Verbindung zwischen Roboter und heimischem Netzwerk sei nach dem Update nicht mehr möglich gewesen, auch unter Verwendung der Möglichkeit des wiederholten WLAN-Resets.
- Filter-Problem: Es werde eine Fehlermeldung in Bezug auf einen verstopften Filter ausgegeben, der Roboter unterbreche seinen Reinigungsvorgang.
- Auslassen von Bereichen: Der Roboter befuhr Bereiche unter Möbeln nicht mehr, die ein Mindestmaß an Abstand zum Boden aufwiesen oder deren Durchfahrbreite nicht ausreichend war gemäß der Variablen der neuen Firmware, welche zuvor jedoch zuverlässig unter- oder durchfahren wurden.
- Neuanlegen einer Karte trotz aktiver Speicherung: Eine einmal gespeicherte Karte inkl. aller vorgenommenen Sperrbereiche wird nach Abschluss eines Reinigungsvorgangs ohne Nachfrage durch die neuerlich erstellte ersetzt. Alle getätigten Anpassungen gehen verloren.
Liest man zudem die Rückmeldungen der auf Facebook aktiven Nutzergemeinde zu vorhergehenden Aktualisierungen, wird umso deutlicher, wie groß die Problematik bei Rockrobo bereits seit einigen Monaten zu sein scheint:
- Steven J Brown äußerte am Donnerstag, den 21. Februar diesen Jahres, der Roboter verweigere bei Nutzung der Go-to-Funktion in vielen Fällen das Befahren bestimmter Bereiche im eigenen Haushalt, obwohl ihn daran keinerlei Hindernisse auf dem eigentlichen Weg dorthin hinderten. Einzig die Option, den Roboter durch viele kleine Wegpunkte zum Ziel zu führen, helfe. Er sei nicht der einzige, den dieses Problem betreffe. Brown spricht von der schlechtesten Firmware seit Einführung der Kartenspeicherung mit Version 3.3.9_001633.
- Dave Brunner ärgerte sich am 03. März 2019 über durchschnittlich drei Seitenbürsten-Fehlermeldungen pro Reinigungsdurchlauf vorwiegend auf Teppichen seit dem Update auf eine frühere Firmware-Version. Ein Austausch des Bürstenkörpers an sich brachte keinerlei Besserung.
- Troy Holden hingegen merkt an, man habe noch immer keine Lösung für die Magnetsensormeldungen gefunden, gleichfalls gebe es Nachholbedarf in Bezug auf den Ausfall durch eine vermeintlich blockierte Hauptbürste. Dave Brunner bestätigt die am 05. Mai 2019 getroffene Aussage in Bezug auf die Probleme mit Teppichböden noch am selben Tag.
- Laco Varga urteilt am 12. Mai 2019 gar, sein Exemplar des Roborock S5 arbeite nach erfolgreichem Update völlig chaotisch, schließe einen Reinigungsvorgang nicht ab, sondern kehre unverrichteter Dinge durch Auslassen nicht befahrener Bereiche zur Basis zurück, um aufzuladen.
Downgrade oder Update auf 3.3.9_001886
Andere Facebook-NutzerInnen entgegnen wiederum, das jeweilige Update sei nicht nur erfolgreich verlaufen, der Roboter zeige zudem auch keinerlei Auffälligkeiten im Betrieb. So unterschiedlich die Erfahrungen in Bezug auf bei Rockrobo getestete Software sein mag, so fad fällt der Beigeschmack aus, ist man selbst von derartigen Schwierigkeiten betroffen und kennt keinen Weg zu einer früheren, funktionstüchtigen Version zurück. Leidtragende, die über ein Android-Gerät, egal ob Tablet oder Smartphone verfügen, sind möglicherweise bereits über die App des Roborock-Besitzers und Software-Entwicklers Florian Lentz gestolpert, welche neben einer serverfreien Anbindung des eigenen Roboters an das heimische WLAN auch die Option einer Rückkehr zu einer früheren Firmware ermöglicht. Nach Einbindung des Geräts in die App durch Eingabe der Zugangsdaten (Mi-Account) stehen nahezu ausnahmslos alle Vorgängerversionen zur Verfügung und können unkompliziert geflasht werden. Entsprechend positiv fallen die Bewertungen aus. Die App kann über diesen Link bezogen werden:
Die Nutzung der App auf Geräten mit iOS-Betriebssystem ist nicht möglich. Sollten Sie auf einen Downgrade angewiesen sein, leihen Sie sich für diesen Vorgang im Zweifelsfall bei Freunden oder Familie ein altes Android-Smartphone, um den Prozess vorzunehmen. Mittlerweile steht mit der Firmware-Version 3.3.9_001886 die angekündigte Nachbesserung zum Download bereit. Ob diese alle Hemmnisse beseitigt, ist noch nicht klar. Auch nicht, ob durch die Installation neuerliche Probleme anderweitiger Art auftreten.
Rockrobo veröffentlicht neue Version
Rockrobo nahm sich der zahlreichen negativen Rückmeldungen an und reagierte dieser Tage mit einer fehlerbereinigten, neuerlichen Version 3.3.9_001886. Diese zeigte sich in meinem Haushalt bislang unauffällig. Über Facebook mahnt der Hersteller zur zeitnahen Aktualisierung und bietet Betroffenen über ein Kontaktformular die Möglichkeit an, ihre Fehler direkt an das Unternehmen zu melden:
Feedbackbogen zur Firmware-Version 3.3.9_001864 (englisch)
Der Ausdruck emergency firmware, gewählt im Hinweis auf das baldige Erscheinen einer nachgebesserten, fehlerbereinigten Version offenbart, mit welchem Nachdruck die Roborock-Gemeinde ihrem Unmut Luft gemacht zu haben scheint. In diesem Beitrag bestätigt man etwaige Probleme wie zum Beispiel das stetige Erstellen einer neuen Karte trotz aktivierter Kartenspeicherung. Ratsam sei, die Kartenspeicherung bis zur Ausrollung des Nachfolgers komplett zu deaktivieren. Gleichfalls entschuldigt man sich bei allen, die von den unzähligen Schwierigkeiten unmittelbar betroffen sind.
The developers have already located the root cause of the related issue, and they will fix it by releasing an emergency firmware version. But we don’t know the exact release date at present. We are truly sorry for the inconvenience, and will fix the problem as soon as possible. The developement team will lauch the new version that users can see it in the Setting interface, where the application will prompt up a window when new firmware is available. As a temporary solution, users could disable the Map Saving Mode function for normal use (see attached picture). Again, we are truely sorry for the troubles and grateful for your feedback. p.s. Robot vacuum will create a new map every time.
Auf die Ankündigung hin brachte der ein oder andere das einst ausgesprochene und schlussendlich dementierte Versprechen wieder auf den Plan, welches allen BesitzerInnen eines Roborock S5 die Mehrkartenspeicherung inklusive Einzel- und Mehrraumreinigung bescheren sollte. Tatsächlich hat das noch junge Unternehmen mit dem aktuellen Firmware-Debakel viel Zufriedenheit bei KundInnen weltweit eingebüßt. Insbesondere der Umstand, dass eine funktionierende Mehrkartenspeicherung, welche es erlaubt, eine Karte fürs Obergeschoss, eine fürs Untergeschoss inkl. Sperrzonen und -linien auf Dauer und abrufbar zu speichern, immer noch nicht verfügbar ist, lässt so manchen möglicherweise sehr aufmerksam auf Produkte der Mitbewerber schielen.
Fazit zur Update-Problematik
Aktualisierungen der Software sind Segen und Fluch zugleich. Einerseits versprechen sie ein Mehr an Benutzerfreundlichkeit, Funktionen, Sicherheit oder auch Stabilität. Andererseits bergen sie in sich das Potential zahlreicher Fehlerquellen und sollten demzufolge möglichst intensiv im Vorfeld einer Veröffentlichung geprüft und unter realititätsnahen Bedingungen getestet werden. Erst durch eingehende Nutzung treten jene Probleme zutage, die später mitunter für reichlich Unmut sorgen. Microsoft war lange Zeit ein Vorzeigeobjekt für problematische Updates des hauseigenen Betriebssystems. Seit Rockrobo mit Beginn der Firmware-Version 3.3.9_001633, die erstmalig das Abspeichern einer Karte ermöglichte, wiederholt an verschiedenen Punkten der Software optimiert, wächst auch beim ehemaligen Startup die Unzufriedenheit durch verschiedentliche Auffälligkeiten im alltäglichen Betrieb. Jenen, die betroffen sind, ist anzuraten, zu einer früheren Version zurück zu kehren oder auf die neueste Version 3.3.9_001886 zu updaten. In Bezug auf das Modell Roborock S5 wären hinsichtlich eines Downgrades die Firmwares 3.3.9_001702, 3.3.9_001720, oder 3.3.9_001768 zu empfehlen. Selbst die bereits betagte Version 3.3.9_001633 verspricht einen stabilen Betrieb. Für künftige Updates gilt indes, erst Meldungen abzuwarten, dann zu aktualisieren. Zwar wird einem durch Nutzung der FloleVac die Rückkehr auf eine funktionstüchtige Variante maßgeblich erleichtert, ein wiederholtes Flashen erhöht jedoch auch die Möglichkeit eines fehlerhaften Aufspielens der Firmware und führt so mitunter zu neuen, ganz anders gearteten Problemen, die womöglich nur durch Austausch des Mainboards des Roboters zu beheben sind. Daher gilt: Übermut tut selten gut. Sollten Sie vor der Entscheidung stehen, ein Update einzuspielen, besuchen Sie im Vorfeld Nutzerforen, in denen über neueste Aktualisierungen und deren mögliche Folgen diskutiert wird und schauen Sie bei Bedarf auch auf Facebook in der konzerneigenen Gruppe vorbei, um auf dem Laufenden hinsichtlich neuerlicher Ankündigungen, Hinweise und Warnungen zu bleiben. Schließlich stellt die zuverlässige, lückenlose Reinigung Ihres Roboters, egal ob Roborock S5, Roborock S6 oder Xiaomi Mi Vacuum Robot, die eigentliche Erleichterung im Alltag dar. Wird diese bereits mit einer installierten Firmware ohne weiteres erfüllt, ist ohnehin fraglich, warum zeitnah nach Veröffentlichung einer neuen Version ein Update überhaupt durchgeführt werden sollte. Einzig bei größeren Funktionsupdates ist ein tatsächlich im täglichen Gebrauch feststellbarer Mehrwert zu erwarten. Auch hier sollten im Vorhinein aufmerksam erste Erfahrungsberichte über die Eignung konsumiert werden, bevor die Aktualisierung am eigenen Gerät durchgeführt wird. Eines sollte nach all den Vorfällen klar sein. Auch Rockrobo zaubert nicht und strauchelt angesichts der vielleicht zu aktionistisch gesetzten Ambitionen. Ein Firmware-Update ist auch im Jahr 2019 noch keine Kleinigkeit und selbst ein Unternehmen, das über Jahre zuverlässige Software lieferte, besteht auch nur aus Menschen, Konzepten, Strategien. Rockrobos Taktik hat den Konzern aus so mancher gut behüteten Schublade zufriedener und langjähriger KundInnen wieder hervor zurück ins harte Softwaregeschäft geführt. Das Team muss nun beweisen, dass aus einem Nischenanbieter ein ernst zu nehmender Konkurrent im Hinblick auf die großen Widersacher im angestrebten Marktsegment erwachsen kann und wird. Derweil kämpft auch iRobot Corp. mit Schwierigkeiten in Bezug auf die Firmware des neuen Modells iRobot s9+. Der neuartige Entwurf wird fehlerbereinigt mit einiger Lieferverzögerung erscheinen. Serviceroboter produzieren und mit einer stabilen Software paaren ist eben doch kein einfaches Unterfangen.
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