Wer bislang nicht vor der Entscheidung stand, zwischen einem preiswerten Staubsaugerroboter mit Chaosprinzip und einem nicht unwesentlich teureren, planvoll navigierenden Modell mit LiDAR– oder Kameraeinheit abwägen zu müssen, wird sich fragen, welche zentralen Vor- und Nachteile beide Lösungen aufweisen. Hier ein kurzer Überblick.
Inhaltsverzeichnis
Planvoll chaotisch
Das Wort Chaos basiert auf der altgriechischen Entsprechung cháos und beschreibt einen Zustand vollständiger Unordnung. Sieht man sich die Fahrtwege eines Roboters an, welcher nach dem Chaosprinzip arbeitet, so wird alsbald deutlich, dass die Navigation im Raum zwar auf gewissen Algorithmen zur Steuerung der Fahrtwege fußt, je nach Anordnung und Ausrichtung des Mobiliars die Reinigung der Fläche jedoch eher zufällig und unerwartet erfolgt. Trifft ein Chaossauger auf einen Gegenstand, so umfährt er diesen in einem Kreis oder wechselt die Richtung, um sich ca. 90 Grad versetzt über die rechte Seite vom Hindernis zu entfernen. Dieses Prinzip der bewussten Kollision zur Richtungsänderung hat entscheidende Nachteile.
Chaossauger
Die Nachteile überwiegen und zeugen vom Verzicht auf für Staubsaugerroboter zeitgemäße Sensorik. LiDAR und Ultraschalltechnik oder Kamera vermögen einen einzelnen Raum, einen Raumverbund oder gar ganze Etagen visuell zu erfassen und einmal erstellte Kartenmodelle hiernach vorübergehend für den Zeitraum der aktuellen Reinigung oder längerfristig für eine Mehrfachnutzung inkl. Optimierungsfunktion zu speichern. Eine derartige Kartographie von Reinigungsflächen dient nicht nur der leichtern Orientierung im Haushalt, sondern auch zur Hinderniserkennung, zum Beenden unterbrochener Reinigungsvorgänge, zur sicheren Navigation in verdunkelten Räumen sowie zur Schadensminimierung an Mobiliar und Einrichtung. Fehlen derart zentrale Instrumente, zeigen sich die folgenden Auswirkungen, getestet mittels eines iLife A4 Chaossaugers im eigenen Haushalt:
- höherer Zeitaufwand für Reinigung der Gesamtfläche
- Möglichkeit der Auslassung bestimmter Bereiche
- Probleme bei Navigation in Engstellen
- Möglichkeit des Auslassens eines Raumes aufgrund fehlender Raumerfassung und ungünstigem Anfahrtswinkel
- Nichtspeicherung gereinigter bzw. durch Sensoren erfasster Flächen
- Rückkehr zum Startpunkt unmöglich
- Fortsetzen der Reinigung nach Zwischenladen an Basisstation unmöglich
- Vorzeitiges Ende der Reinigung bei Befahren der gesamten Fläche unmöglich
- Erkennen von Hindernissen und Kollisionsvermeidung ausschließlich durch Bumpersensoren
- geringe Kletterfähigkeit bedingt Betrieb in Haushalten ohne größere Höhenunterschiede bei Türschwellen
- Befahren von Teppichen mit einer max. Höhe von ca. 1,5 cm
- einfaches Bürstenwerk
- im Vergleich zu planvoll navigierenden Robotern geringere Gebläseleistung
- angesichts geringer Saugleistung für Teppichflächen ungeeignet
- fehlende Kartenansicht in App zur Erkennung von Fehlerquellen, visuellen Anzeige und Kontrolle von Reinigungsdurchgängen
- Verzicht auf Raumwahl zur gesonderten Reinigung eines bestimmten Bereiches über App
Jene zahlreichen, in der obigen Liste aufgezeigten Einschränkungen gelten nicht vollumfänglich und automatisch für alle, nach dem Chaosprinzip arbeitenden Staubsaugerroboter. Die überwiegende Mehrzahl aller Geräte unterhalb der 250-Euro-Grenze vereinen nahezu alle genannten Nachteile in sich und zeugen von den Folgen des Verzichts auf technisch längst verfügbare Lösungen, welcher einerseits den Endpreis drückt, andererseits große Kompromisse hinsichtlich der Reinigungsqualität und Zuverlässigkeit einfordert.
Vorteile
Angesichts der obigen Liste mit zahlreichen eklatanten Nachteilen fällt es schwer, einem typischen Chaossauger Stärken gegenüber deutlich leistungsfähigeren, planvoll arbeitenden Konkurrenten zuzugestehen. Nur wenige Vorteile können heutige Chaossauger demnach in sich vereinen:
- niedriger Endpreis
- geringere Fehleranfälligkeit aufgrund des Verzichts auf komplexe Sensorik
- längere Akkulaufzeit aufgrund geringerer Gebläseleistung
- leises Betriebsgeräusch aufgrund geringer Gebläseleistung
- preiswertes Zubehör (Bürsten, Filter, Akku usw.)
Ermessensentscheidung
Inwieweit sich ein Chaossauger für den eigenen Haushalt eignet, hierüber entscheiden Faktoren wie die Größe der zu reinigenden Gesamtfläche, die Anzahl der Räume, die Komplexität der Einrichtung oder auch ein Mehretagenbetrieb. In welchen Szenarien empfiehlt sich der kostengünstigere Chaossauger?
- Haushaltsgröße unter 60m²
- Anzahl der Räume max. 3
- niedrige Türschwellen bis max. 1,5 cm
- Haushalte ohne Engstellen durch Einrichtungsgegenstände oder verwinkelte Räume
- bei Vorhandensein von gegen Kratzer und Schrammen unempfindlichem Mobiliar
- teppichfreie Haushalte mit Hartböden des Typs Laminat, Parkett, Holzdiele, Fliese, PVC, Linoleum
- Planung nicht als vollständiger Ersatz für das manuelle Staubsaugen
Fazit
Die Nachteile überwiegen deutlich. In nur wenigen Fällen wie zum Beispiel Senioren- oder Singlehaushalten kleiner 60 m² dürfte sich ein solcher Chaossauger schlussendlich rentieren. Auch ein Einsatz in Hobbyräumen oder Kellern ist denkbar, falls der Anspruch an eine in jedem Saugdruchgang vollständige, lückenlose Reinigung der Bodenflächen nicht gegeben ist. Bereits bei Vorherrschen mehrerer Räume und kleinerer Teppichflächen zeigen sich planvoll navigierende Modelle wie der D85 von Neato oder der Mi Vacuum Robot von Xiaomi diesen deutlich überlegen. Sei es beim Auftreffen auf ein Hindernis, beim Navigieren in Engstellen oder beim geordneten Reinigen unterhalb von Möbelstücken wie Kommoden, Fernseh- oder Kleiderschränken, Regalen und Sofas bzw. im Bereich derer Zwischenräume. Insbesondere in größeren Haushalten jenseits der 80 m², welche unter Umständen ein Zwischenladen und Fortsetzen der Reinigung an jener Stelle, an welcher der Roboter sie unterbrechen musste, bedingen, lohnt die Investition in ein hochwertigeres Modell. Chaotisch navigierende Staubsaugerroboter sind hierzu nämlich ausdrücklich nicht in der Lage. Aufgrund der fehlenden Kartographierung des näheren Umfelds fehlt ihnen die Orientierung im Raum. Je nach Anzahl und Sensortyp sind aktuelle Staubsaugerroboter mit LiDAR- oder Kameraeinheit nicht nur dazu in der Lage, auch verwinkelte Flächen in einem Rutsch rückstandsfrei und nachhaltig zu reinigen, sie dienen während ihrer Laufzeit auch als nahezu vollständiger Ersatz zum manuellen Staubsaugen. Da derartige Geräte tagtäglich zum Säubern der Teppich- und Hartbödenflächen eingesetzt werden können, wird das Aufkommen von Staubpartikeln und normaler Verschmutzung effektiv verhindert. Ein Verzicht auf solche technischen Möglichkeiten scheint allein angesichts der wenigen hundert Euro für einen deutlich leistungsfähigeren Roboter inkl. planvoller Navigation unsinnig. Zumal letzterer einem nicht nur ein Mehr an Freizeit generierte, sondern auch die Zuverlässigkeit der Reinigungsqualität tagtäglich sicherte. Aktuell markiert der Xiaomi Mi Vacuum Robot die unterste Grenze dieser modernen, technisch aufgerüsteten Saugroboter. Mit dem BotVac D85 oder dem App-gesteuerten BotVac D5 Connected bietet auch Neato entsprechende Geräte unterhalb des Preisbereichs von 500 Euro an.
Ausführlicher Testbericht zum iLife A4 Beetles
Weitere Informationen zum A4 Beetles von iLife als auch zur Handhabung finden Sie unter anderem im ausführlichen Test des Staubsaugers.