D-Form-Design, nach vorne verlagerter Extraktorenkäfig und Seitenbürste, höhere Saugleistung, Teppich-Turbo-Modus, Anti-Allergen-System, neues Erscheinungsbild, Einzel- und Mehrraumreinigung, vollautomatische Entleerung an der Basisstation, Integration der iRobot Imprint Link Techonolgy zur kooperativen Zusammenarbeit mit dem iRobot Braava m6 Wischroboter – alle bislang veröffentlichten Daten zum neuen Topmodell iRobot Roomba s9+ der Newarker erfahren Sie im folgenden Artikel.
Inhaltsverzeichnis
iRobot reformiert die hauseigene Oberklasse
Wer dachte, der erst vor wenigen Monaten in Europa eingeführte iRobot Roomba i7+ (Basisstation inkl. automatischer Entleerung) bzw. i7 (Basisstation exkl. automatischer Entleerung) sei in nächster Zeit das Maß aller Dinge, zumindest in Bezug auf die Robotik-Pioniere aus Newark wohlgemerkt, der irrte. So auch ich. Hatte ich frühestens analog zum Weihnachtsgeschäft mit einer optimierten Version des i7 gerechnet, überraschte Interessierte der Konzern bereits am vergangenen Samstag, den 29. Mai 2019 mit einer Produktvorstellung, die es durchaus in sich hat, betrachtet man die mitunter zahlreichen und maßgeblichen Änderungen am neuen Flaggschiff des Hauses iRobot. Die vollautomatische Absaugstation kennen Fans und Eingeweihte bereits vom bisherigen Topmodell i7+. Wenige Sekunden nach dem Andocken entleert die relativ hochgewachsene Station den Inhalt des Schmutzbehälters über einen Absaugkanal an der Unterseite des Roboters in den eigenen HEPA-Beutel, welcher durch den beachtlichen Ansaugdruck des Gebläses im Inneren der turmartigen Station den durch den Roboter aufgenommenen Schmutz stark verdichtet.
Am Ende soll ein Beutelvolumen für ca. 30 vollständige Saugdurchgänge reichen, bis dieser durch einen neuen ausgetauscht werden muss. Dank iRobot ist ein Dreierpack aus speziellen Staubsaugerbeuteln, ausschließlich passend für die iRobot-Station und nur für gehörig viel Geld bestellbar, wenig später bei Order über den eigenen Shop oder Drittanbieter wie Elektronikketten erhältlich. Wer sich diesem Zwang unterwirft und bereitwillig alle 3 bis 6 Monate je nach Haushaltsgröße und Verwendungshäufigkeit sowie Schmutzaufkommen für 15 bis 20 Euro Ersatz bestellt, genießt einen herausragenden Komfort, meint zumindest iRobot. Diesem Motto folgend verfügt selbstverständlich auch das neue Modell s9+ über eine solche Vorrichtung zur automatischen Absaugung. Allen jenen, die auf diese Art der Wartung und Pflege verzichten können, sei gesagt, ausschließlich den i7 erhalten Sie gleichwohl auch mit einer einfachen Basisstation, die lediglich für eine automatische Auf- oder Zwischenladung Sorge trägt. Ein Nachkauf der Absaugstation ist bei dieser Version jederzeit möglich, da diese auch einzeln angeboten wird. Den iRobot Roomba s9+ erhalten Sie nach jetziger Kenntnis nur im Gesamtpaket inkl. automatischer Absaugung.
D-Shape-Design
Somit nichts Neues, könnte man sagen, hätte man nicht die Bilder vor Augen, die reichlich Revolutionäres andeuten, gemessen an bisherigen Roboterkonzepten des US-amerikanischen Konzerns. Neben dem überarbeiteten Design, welches aus meiner Sicht bereits auf den ersten Blick gefällig erscheint, fällt ein ganz anderes Merkmal sofort ins Auge, die geänderte Formgebung. iRobots Roboter waren bislang rund. Daran änderte sich seit Gründung im Jahre 1990 durch die drei MIT-Mitglieder Rodney Brooks, Colin Angle und Helen Greifner nichts. Bis zuletzt jedenfalls, als man mit dem s9+ den ersten D-Form-Sauger vorstellte. Angle, heutiger CEO des Marktführers weltweit, deutete bereits in einem Interview mit TechCrunchs Journalist Brian Heater anlässlich der Disrupt SF 2018 an, dass man noch viel vorhabe mit dem neuen Konzept des Staubsaugerroboters, welches man über die Jahre entwickelt habe. Der iRobot Roomba i7 sei nur der Anfang einer ganzen Reihe Neuerungen. Einige davon scheint man bereits im ehemaligen und neuerlichen Flaggschiff verwirklicht zu haben. Während der i7+ das Konzept einer automatischen Absaugung, welches durch Hersteller wie Ecovacs bereits in früheren Jahren aufgegriffen wurde, erneuerte, lange ersehnte und schmerzlich bei iRobot-Produkten vermisste Softwarefunktionen wie die Einzel- und Mehrraumreinigung oder auch die Kartenspeicherung realisierte, bietet der s9 ein komplett überarbeitetes Gehäusedesign.
D-Shape schimpft Neato Robotics die eigene Kreation eines Gehäuses, welches die Form des groß geschriebenen Buchstabens D einnimmt. Roboter des Konkurrenten laufen vorne rechts und links in rechten Winkeln zu, nur ihr Heck ist rund und bietet damit in den meisten Situationen genügend Spielraum für ein zielsicheres Manövrieren auf engem Raum. iRobot scheint dieses Konzept, das auch bei Vorwerk-Robotern zum Einsatz kommt, nachhaltig überzeugt zu haben. Der s9 stellt den ersten nicht runden Staubsaugerroboter in der fast dreißigjährigen Historie des Newarker Unternehmens dar. Welche Vorteile die abgeänderte Gehäuseform bieten kann, zeigt sich bei einem näheren Blick auf die Unterseite. Nicht nur gewinnt man an Gehäusevolumen hinzu, durch die breite Front kann der Extraktorenkäfig weit nach vorne wandern.
Technische Neuerungen
Die in allen höherpreisigen Modellen verwendeten, gegenläufig rotierenden Walzen nehmen zudem fast die gesamte Gehäusebreite ein, was die Effizienz des Roboters deutlich erhöhen dürfte und seine Betriebszeit erheblich verringern sollte. Gleichfalls blieb offensichtlich ausreichend Platz auf der rechten Seite des neuen Flaggschiffs, um auch die Seitenbürste ganz weit nach vorne zu verlagern. Dank dieser Maßnahme als besonders profitabel stellt sich laut iRobot diesbezüglich vor allem die bessere Kanten- und Eckenreinigung heraus. Die Änderungen zeigen sich laut Herstellerinformation in einer erhöhten Schmutzaufnahme. Dies sei sowohl den Extraktoren als auch der neu gestalteten Seitenbürste zu verdanken. Genau an diesen Punkten ergeben sich auch die größten Veränderungen zu den Vorgängermodellen iRobot Roomba i7 und iRobot Roomba 980.
Folgende sonstige Merkmale kommuniziert der Hersteller auf der deutschen Seite zu seinem neuen Produkt:
- automatische Saugkrafterhöhung auf Teppichflächen
- Quad-Core-Prozessor (vermutlich ARM-Architektur) mit 1,3 GHz Rechenleistung
- Dirt-Detect-Sensoren zur Erkennung von Bereichen mit stärkerer Verschmutzung
- HEPA-Filtersystem zur 99-prozentigen Schwebstofffilterung
- Sprachsteuerung über bekannte Assistenten (Amazon, Google)
Mögliche Nachteile sucht man in der wie gewohnt äußerst hochwertigen Produktpräsentation vergebens. Ob auch der iRobot s9 in Sachen Manövrierbarkeit unter der neuen Form zu leiden haben wird, werden erste Tests zeigen. Neatos Entwürfen jedenfalls gelingt es in Engstellen mitunter nur schlecht, im Verzicht auf eine Rückwärtsfahrt sicher zu navigieren. Das angesprochene Problem lässt sich eindrucksvoll am Beispiel eines kurzen Berichts einer französischen Technikbloggerin über den neuen Neato Botvac D6 Connected visualisieren, aufgezeichnet auf der IFA 2018 in Berlin. Da der s9 an der Geräterückseite im Vergleich zu allen Neato- und Vorwerk-Modellen nicht über Ladekontakte verfügt, dürfte es im Hinblick auf drohende Kurzschlüsse, Verunglimpfungen sensibler Möbeloberflächen keinen Grund zur Sorge geben. Dennoch birgt das neue Design des iRobot-Flaggschiffs Unwägbarkeiten, die sich im tatsächlichen Betrieb einstellen könnten, hoffentlich nicht werden.
Software-Erweiterungen
Weiterhin ist nicht viel bekannt. iRobot schweigt sich über Daten und Fakten zur Mehrleistung, Akkukapazität, Steigfähigkeit oder auch intern verbauten Elektronikkomponenten gerne aus. Einige Bilder der App zeigen, dass auch das neue Flaggschiff über die Einzel-und Mehrraumreinigung verfügen wird. Ob nun ein oder gleich mehrere Räume, in der Kartenansicht lassen sich diese einfach und schnell auch von unterwegs auswählen und anschließend gezielt reinigen. Beispielsweise ließe sich so je nach Nutzung der Räumlichkeiten die Küche nach dem gemeinsamen Frühstück säubern, Schlafzimmer, Flure und Wohnzimmer in Abwesenheit der BewohnerInnen, während andere Bereiche wie die Küche nach dem abendlichen Mahl erneut befahren werden könnten. Dies lässt jene Freiheit zu, die man in Bezug auf die Absaugstation bereits hinreichend verwirklicht hat. Programmieren und vergessen scheint das neue Motto der US-Amerikaner an der Ostküste. Ob mit dem neuen s9 auch Virtuelle Absperrungen Einzug halten, ist bislang nicht bekannt. Kennt man diese Funktion von Robotern wie dem Roborock S5, Neato Botvac D7 Connected oder Ecovacs Deebot Ozmo 930, möchte man diese nicht mehr missen. Bislang blieb EignerInnen eines iRobot Roomba 900 oder iRobot Roomba i7 lediglich der Griff zur nicht mehr zeitgemäßen Virtual Wall, einer kleinen IR-Einheit, die an entsprechender Stelle positioniert werden musste, um den Roboter am Befahren des dahinter liegenden Gebietes zu hindern. Zum Nachteil wurde dieser elektronischen Lösung ihr Streuwinkel des IR-Signals, welches von dem Türmchen ausgeworfen durch die IR-Empfänger des Roboters wahrgenommen werden musste. Wer bereits aktiv versucht hat, einen Treppenabgang hierüber zusätzlich zu sichern, wird sich über die vielen Nachteile der batteriebetriebenen Absperrlösungen mehr als im Klaren sein. Möglicherweise rüsten die Newarker diese Option irgendwann auch beim nunmehr auf den zweiten Platz verwiesenen Modell iRobot Roomba i7 nach. Man darf gespannt sein. Selbstverständlich lässt sich auch der Neue über typische Dienste von Amazon und Google auch über Sprachbefehle steuern.
iRobot Imprint Technologie
Neu ist in jedem Fall iRobot Imprint Technologie, welche eine Kommunikation zwischen verschiedenen iRobot-Produkten unterstützt. Bislang beherrschen diese Art der kooperativen Zusammenarbeit nur die beiden neu vorgestellten Produkte iRobot Roomba s9+ und iRobot Braava m6. Ziel der Abstimmung mit anderen Einheiten ist eine nahtlose Abfolge von Reinigungstätigkeiten. Zum aktuellen Zeitpunkt sendet das Staubsaugerrobotermodell s9+ eine kurze Information zum Wischrobotermodell m6 nach erfolgreichem Fertigstellen des kompletten Reinigungsvorgangs (Reinigen inkl. eventuellem Zwischenladen, Andocken, Absaugen, Aufladen). Hiernach beginnt der m6, die zuvor gesaugte Fläche feucht zu wischen, in Eigenregie dank vSLAM versteht sich. Dem die Geräte betreuenden Menschen kommt hierbei lediglich die Aufgabe zu, den Wasserstand des Wischroboters vor Start zu kontrollieren und gegebenenfalls Wasser während der Reinigung nachzufüllen sowie das Tuch in regelmäßigen Abständen zu wechseln, um eine gleichbleibende Schmutzaufnahme zu gewährleisten. Der nahtlose Wechsel zwischen Staubsauger und Wischer erfolgt nach einmaliger Konfiguration ebenso automatisch wie die eigentliche Absaugung des Schmutzbehälterinhalts an der Station. Inwieweit iRobot die Funktionen rund um Imprint künftig erweitern wird, bleibt abzuwarten. Vorstellbar wäre eine kooperartive Zusammenarbeit zwischen gleich mehreren Staubsaugerroboter- und/oder Wischrobotern.
Fazit zum iRobot Roomba s9
Erste Produktvideos zeigen das ganze Potential des grundlegend überholten neuen Staubsaugerkonzepts iRobot Roomba s9+ in seiner ganzen Pracht. Inwieweit sich das modernisierte Flaggschiff tatsächlich in weltweiten Haushalten schlagen wird, muss sich zeigen. Nach Markteinführung des iRobot Roomba i7 erhielt der Konzern einen nicht unbeachtlichen Dämpfer und senkte alsbald den sehr hohen Einstiegspreis für das Modell iRobot Roomba i7 ohne Absaugstation. Gleichfalls fiel letztere im Preis nach Verfügbarmachung deutlich. Die aufgerufenen 499 Euro als Nachrüstlösung für jene, die die Kaufoption ohne Absaugvorrichtung gewählt hatten, waren vermutlich zu blauäugig angesetzt. Andere Unternehmen zeigten mit deutlich günstigeren Lösungen, dass Merkmale wie Einzel- und Mehrraumreinigung, hohe Reinigungsleistung und ein Einsatz auch auf großen Flächen bereits für knapp die Hälfte des Preises inkl. zweijähriger Gewährleistung und allen damit verbundenen Annehmlichkeiten zu haben waren. Mit dem s9+ hat iRobot die Latte noch einmal ein ganzes Stück höher gelegt. Ob der Roboter eine breite Fan- und Nutzergemeinde finden wird, hängt maßgeblich davon ab, wie der Roboter bei ersten zuverlässigen Saugtests abschneiden wird. Die rein technischen und softwareseitigen Bedingungen sind geschaffen. Nur gut saugen muss er noch.
Eines ist klar. Für den aufgerufenen Preis von sage und schreibe 1500 Euro erhalten Kaufwillige beispielsweise ca. 3 Exemplare eines Roborock S6, können diese gleichzeitig auf mehreren Stockwerken einsetzen, freilich im Verzicht auf eine automatische Absaugung. Mit dem neuen Topmodell iRobot Roomba s9+ reizt der Robotikpionier die Grenzen des Marktes nicht nur in Bezug auf die Änderungen am technischen Layout aus. Dem Konzern scheint auch der Wunsch inne, zu überprüfen, wie viel Geld KundInnen bereit sind, in ein neuartiges Produkt mit durchaus beachtlichen Leistungsdaten maximal zu investieren. Erste verlässliche Berichte werden zeigen, ob iRobot dem Versprechen eines so hochpreisigen Produktes vollends gerecht werden kann. Vergleicht man den Endpreis mit dem eines VR300, scheint dieser durchaus gerechtfertigt. Vorwerks Flaggschiff verfügt aktuell weder über eine Absaugstation, noch über eine solch problemlos zu handhabende Kartenspeicherung.
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