Gebläseleistung, Behältergröße, Akkukapazität oder Lautstärke sind feste Richtwerte, nach denen sicher viele Ausschau halten, bevor schlussendlich die Kaufentscheidung fällt. Was aber ist mit der App, die relativ häufig im Alltag zum Einsatz kommt? Der folgende Artikel soll Überblick und Orientierung über gängige Apps gewähren, erhebt freilich keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Inhaltsverzeichnis
Bezugsquellen und Installation
In der Regel werden Apps für die beiden prominentesten Vertreter mobiler Betriebssysteme programmiert, für Android und iOS. Egal ob Neato, iRobot oder Ecovacs, die jeweiligen Vertreter können selbst auf betagten Endgeräten betrieben werden. Dabei spielt es im Grunde auch keine Rolle, ob es sich bei der Hardware um ein Tablet oder ein Smartphone handelt. Dank des responsiven Codes passen sich alle Apps den Umgebungsvariablen in Bezug auf die Darstellung an. Einmal heruntergeladen wird bei Start der Installation deutlich, dass die ein oder andere App reichlich Berechtigungen einfordert. Dieses Bedürfnis ist unter Android stärker ausgeprägt als unter iOS. Scheuen Sie sich nicht, die geforderten Berechtigungen vorübergehend zu gewähren. Ab Android 6 lassen sich diese im Nachhinein sofort wieder entziehen, einfach und simpel über die Oberfläche des Betriebssystems, in vorhergehenden Android-Versionen mit Hilfe einer der zahlreichen Apps, die Sie durch Recherche leicht finden sollten.
Apps im Test
Für den Artikel herangezogen wurden die folgenden App-Versionen für Android, installiert und genutzt auf einem Xiaomi Mi9 Smartphone:
- 360 Smart AI Anwendung in Version 5.0.0.0
- AEG RX9 Anwendung in Version 6.1.1229
- Ecovacs Home Anwendung in Version 1.1.8
- iRobot Home Anwendung in Version 4.1.0
- Neato Robotics Anwendung in Version 2.9.2
- Roborock Anwendung in Version 1.0.45
- Viomi Anwendung in Version 1.0.0
- Xiaomi-Home Anwendung in Version 5.5.43
Nach Updates kann sich die Funktionalität der jeweiligen App-Version von den hier gezeigten Beispielbildern unterscheiden. Dies sollte bei Vergleich der verschiedenen Varianten bedacht werden. Aufgrund der Vielzahl an Updates und Funktionsnachbesserungen kann weder die große Zahl an Screenshots immer aktuell gehalten, noch können alle Funktionen im Einzelnen näher erläutert werden.
Ersteinrichtung inkl. Benutzerkonto
Ist die Anwendung erst einmal installiert, ist bei Ersteinrichtung ein Benutzerkonto erforderlich. Sollten Sie dem App-Hersteller Ihres Roboters nicht über den Weg trauen, bleibt Ihnen immer noch die Chance, über einen Wegwerf-Email-Anbieter eine zeitlich verfallende, einmalige Adresse anzulegen, um sich mit dieser am Serverdienst des Herstellers zu registrieren. Bewahren Sie in diesem Falle die von Ihnen verwendete Mail-Adresse samt Name und Domain des Providers auf, um bei Bedarf Ihr Einmalkonto erneut erstellen zu können, falls Sie Post von Seiten des Robotik-Unternehmens Ihrer Wahl erwarten. Falls Sie beispielsweise das Passwort für die Anmeldung in der App vergessen haben sollten, gäbe es somit die Chance, dieses über die Funktion innerhalb der Anwendung zurück zu setzen.
WLAN-Einbindung
Nach Installation und Anmeldung gelangen Sie in allen Anwendungen auf eine Art Startseite, die das Hinzufügen neuer Geräte anbietet. Bevor Sie diesen Vorgang in Gang setzen sollten Sie sicherstellen, dass sich Ihr Roboter, Ihr mobiles Endgerät als auch Ihr Router in unmittelbarer Nähe befinden. Ist Ihnen nach mehr Sicherheit, ist es ein erster Schritt, dem Staubsauger über einen Gastzugang, auch Gast-WLAN genannt, zu einem separierten Zugriff auf das Internet unter Abschottung vom Rest Ihrer Netzwerkgeräte zu verhelfen. Ihr Router sollte die Möglichkeit bieten, neue Geräte hinzuzufügen, Filter deaktiviert sein, die eine Neuverbindung unterbinden würden sowie allen Geräten im Gastzugang erlaubt sein, mit dem Internet zu kommunizieren. Manche Firmwares verfügen über Einschränkungen hinsichtlich der Verwendung von Sonderzeichen und Leerzeichen in der SSiD (Name des WLANs) sowie im Passwort. Zudem sind nur die wenigsten Geräte fähig, über das 5GHz-Band eingebunden zu werden, bedienen nur die Kanäle 1 bis 11 im 2,4GHz-Band und mögen keine Repeater und Mesh-Netzwerke während der Einbindungsphase. Derlei Dinge sollten Sie im Vorhinein abschalten, um den eigentlichen Vorgang so unkompliziert wie möglich zu gestalten. Das Einbinden eines neuen Geräts geht je nach App-Hersteller relativ einfach von statten und ist in einigen wenigen Schritten erledigt:
- Roboter in den Hotspot-Modus versetzen durch Drücken der im Handbuch oder App angegebenen Kombination aus Tasten und/oder Bumperkontakten,
- Vorgang in App starten,
- Roboter suchen lassen,
- Roboter auswählen,
- WLAN-Zugangsdaten eingeben,
- Roboter Verbindung zum WLAN-Netzwerk herstellen lassen und warten, bis die Erfolgsmeldung eintrudelt.
Der Vorgang nimmt je nach Anwendung ca. 2 bis 5 Minuten in Anspruch. Unter iOS ist es notwendig, während der Einrichtung mittels des Tablets oder Smartphones auf den Hotspot des Roboters zu wechseln. Bei erfolgreicher Integration wird kurze Zeit später am Gerät als auch in der Anwendung der Online-Status des Saugers signalisiert.
Live-Kartenansicht einiger Apps
Nicht jede App verfügt über eine Live-Ansicht der Reinigungskarte. Neato bietet bislang bei keinem Modell eine derartige Funktion, iRobot erst seit Einführung des Modells i7 und s9. Hier einige Varianten in der Übersicht, die den Einsatz auf dem hiesigen Testareal zeigen.
Reinigungsoptionen
Die Startseite aller Apps zeigt verschiedene Optionen zur Reinigung. Neben der automatischen ist in allen Fällen eine Spotreinigung wählbar. Manche Anwendungen offerieren sogar die Zonenreinigung unterhalb der Reinigungskarte und ermöglichen so eine Direktwahl der passenden Methode.
Einstellungsmenüs
Gerätebezeichnung, Benachrichtungsart und -häufigkeit, Pflegeintervall und Co. lassen sich nach Bedarf gemäß der vorgegebenen Optionen einstellen. Xiaomi legt seit neuestem in Form umfangreicher Geoblocking-Maßnahmen gesteigerten Wert auf die Eingabe des richtigen Standorts. Hier ist bei Geräten des Herstellers Rockrobo das auf der Unterseite befindliche Kennzeichen ausschlaggebend, möchte man sich erfolgreich verbinden.
Kartenverwaltung
Die Kartenverwaltung, zu der neben der Kartenhistorie auch die Kartenspeicherung zählt, legt die größten Unterschiede zwischen den einzelnen App-Varianten offen. Während man bei 360 in der Lage ist, eine von 10 in der Historie gespeicherten Karten eines vergangenen Reinigungsprozesses auszuwählen und für den nächsten Auftrag heran zu ziehen, ist diese Möglichkeit innerhalb der Xiaomi-Home und Roborock-App nicht geben. Neatos Anwendung speichert bis zu 3 Karten dauerhaft, iRobots Home App bis zu 10 bei den Modellen i7 und s9. AEG kennt aktuell keine Kartenspeicherung, die Ecovacs Home hinterlegt genauso wie Xiaomis, Roborocks und Viomis Variante eine einzige. Bei allen können Sperrbereiche mitgespeichert werden. Eine Raumeinteilung ist wiederum nur bei bestimmten Modellen innerhalb der jeweiligen Software möglich. In Bezug auf die Kartenverwaltung werden sich in den nächsten Monaten die größten Veränderungen ergeben. Dies erfordert nicht nur neue Apps, sondern auch angepasste Firmware und die hierfür notwendige, potente Hardware.
Reinigungshistorien
Im Gegensatz zur Kartenverwaltung inkl. Optionen zur Ausgrenzung etc. dient die Historie bei den meisten Robotermodellen lediglich dazu, die vergangenen Reinigungsprozesse in Kartenansicht verfügbar zu halten. In der Regel werden zwischen 10 und 20 Karten gespeichert. Nur wenige Apps bieten zum aktuellen Zeitpunkt die Möglichkeit, eine der zurückliegenden Reinigungen als Hauptkarte dauerhaft zu hinterlegen und mit Sperrbereichen etc. auszustatten. Inkl. Zeit und Flächenleistung können vergangene Durchläufe einen Anhaltspunkt liefern, wie effizient der Roboter nach Änderungen im Haushalt oder Aufspielen einer neuen Firmware arbeitet. Ein Blick in die Kartenhistorie empfiehlt sich zudem bei Inbetriebnahme eines neuen Geräts in Ihrem Haushalt. Nicht jeder Roboter kommt mit dem Flokati spielend zurecht, scheut sich nicht, Türschwellen jenseits der 1,5 cm zu überwinden oder pflegt ein wohlwollendes Verhältnis zu Ihren Haustieren. Schauen Sie ab und an rein, um über die Vorgänge Ihres Saugroboters auf dem Laufenden zu bleiben und mögliche Fehlerquellen frühzeitig zu erkennen und hiernach erfolgreich beseitigen zu können.
Verschleißanzeigen
Möchte man den Austausch relevanter Verschleissteile im Auge behalten, kann die Übersicht eine Hilfestellung sein. Per Prozentangabe oder Stundenzahl wird der geplante Austausch von Haupt- oder Seitenbürste und Filter angekündigt. Häufig existiert des Weiteren eine Erinnerungsfunktion zum Säubern der sensiblen Sensoren an Unter- und rechter Gehäuseseite, je nach Hersteller und Modell variierend. Nehmen Sie diese Werte nur als Orientierung. Ein Blick auf die Bürsten im Intervall von 14 Tagen sowie das regelmäßige Reinigen der Sensoren mit einem trockenen Microfasertuch sollten ein standardmäßiges Vorgehen darstellen. Gleichfalls ist es empfehlenswert, den Behälter nicht nur zu entleeren, sondern auch den Filter zumindest auszuklopfen, freilich an der frischen Luft, da sich hier hartnäckiger Feinstaub löst. So kann sicher gestellt werden, dass die Gebläseleistung auch die tatsächlich beworbene hohe Saugleistung erbringt und der Roboter nicht über Tage oder Wochen gegen ein verstopftes Filterflies ankämpfen muss.
Zeitgesteuerte Reinigungen
Timer stellen, Häufigkeit wählen und Saugstufe setzen, schon kann die zeitgesteuerte Reinigung aktiviert werden. Ob Sie nur werktags, wochenends oder alle zwei oder drei Tage maschinell reinigen lassen möchten, liegt ganz bei Ihnen. Viele Hersteller lassen hier gleich 10 oder mehr Timer zu, sodass Sie Ihre individuelle Balance in Bezug auf die Reinigungsvorgänge und Häufigkeit erproben und erfolgreich finden können. Hierbei bieten neuere Modelle sogar die Auswahl bestimmter Räume auf Basis der gespeicherten Karte. Ob einer oder gleich mehrere, liegt bei Ihnen und des Weiteren in den Händen der Hersteller, die je nach Produkt genau hier diversifizieren oder aber zum Zeitpunkt des Kaufs Ihres Roboters noch über keine probate Lösung verfügen. Es ist davon auszugehen, dass die zeitgesteuerte Bereichsreinigung alsbald zum Standard im Segment der Mittekklasse- und Oberklasse-Serviceroboter mutieren wird und jedes neue Modell mit dieser im Alltag so nützlichen Funktion ausgestattet sein wird. Beispielsweise ließe sich anhand dieser Option die Küche nach dem Frühstück und abends nach dem Abendbrot gezielt reinigen, während die restliche Fläche in einem Rutsch am Vormittag bewältigt wird.
Gebläsestufen
Anhand der Einstellung der Drehzahl des je nach Hersteller und Modell unterschiedlich starken Gebläses lässt sich sehr einfach zwischen leiser und weniger gründlicher als auch erheblich lauterer, mitunter auf Glattboden sehr gründlicher Reinigung wählen. Hierzu bieten Hersteller zwei bis 5 Gebläsestufen an. In der Regel kann die passende auch bei Stellen eines Timers gesetzt werden, sodass weder Nachbarn, noch Haustiere in Abwesenheit der BewohnerInnen zu stark in Anspruch genommen werden. Einige Modelle mit Wischfunktion bieten zudem einen speziellen Mopp-Modus an, in dem das Gebläse fast gänzlich abgeschaltet ist und ein Wischen außer der üblichen Fahrgeräusche des jeweiligen Modells kaum Unruhe stiftet.
Sonderfunktionen
Mancher Hersteller überrascht mit einen oder mehreren Sonderfunktionen. Während Roborock für die app-eigene Fernsteuerung über das heimische WLAN-Netzwerk bekannt ist, zählt bei Neato-BesitzerInnen die Easy-Care-Option für zusätzlichen Abstand zum sensiblen Mobiliar, Türrahmen, Haustieren oder Fußleisten zu den großen Lieblingen. Viomi und iRobot bestechen mit einer Doppelreinigung. So hat fast jeder einen kleinen Ass im Ärmel, um gegen die Konkurrenz zu bestehen.
Fazit zur Übersicht gängiger Apps
Keineswegs kann der Beitrag alle Hersteller und ihre teils eher speziellen Anwendungslösungen inkl. aller Vor- und Nachteile offen legen. Eines hat der Vergleich hoffentlich verdeutlicht. Gewisse Grundfunktionen sind bei fast ausnahmslos allen Robotern mit App-Anbindung vorhanden. Zwar mögen sich die Bezeichnungen unterscheiden, der Aufbau der Seiten-, Top- oder Hauptnavigation abweichen, Symbole variieren und die Anzeige von Betriebszeit, Akkukapazität und ähnlichem einen ganz eigenen Touch genießen. Grundsätzlich können alle Vertreter eines jedoch mitunter sehr gut, den bzw. die NutzerIn über den aktuellen Status des eigenen Geräts informieren und über eingehende Fehlermeldungen auf dem Laufenden halten. Ob iRobot, Neato, Ecovacs oder Rockrobo, die Apps verfügen nach Installation über die Möglichkeit, per Push-Mitteilung selbst unterwegs das jeweilige Exemplar im Blick zu behalten, Reinigungen zu starten, stoppen oder pausieren und selbst Live-Karten werden bei verschiedenen Modellen erfolgreich übermittelt. So bleibt keine Fehlerquelle unentdeckt. Bei Fragen bietet jeder Hersteller eine Einsicht in on- oder offline verfügbare Handbücher, Bedienungshinweise oder Piktogramme, um eine korrekte Bedienung des Geräts zu gewährleisten. Feinheiten machen hier den Unterschied. Den Ausschlag für Ihre Entscheidung, welcher Roboter Ihnen am Ende am ehesten zusagt, sollte allerdings weniger die App als vielmehr die eigentliche Saugleistung in Ihrem Zuhause geben. Da niemand ausnahmslos alle Geräte im eigenen Heim testen kann, helfen hierzu Erfahrungs- und Testberichte, um einen näheren Eindruck zu erlangen. Letztlich verbleibt es aber beim Antesten vor Ort. Denn nur in der Auseinandersetzung mit den speziellen Bedingungen in Ihrem Haushalt erlangen Sie ein Gefühl dafür, welcher Hersteller Ihnen am ehesten liegt, welche Apps am intuitivsten, welches Gerät am leichtesten zu warten und zu bedienen ist.